Schönes Deutschland I
Worms
Am späten Vormittag erreiche ich die Nibelungenstadt, wo Kriemhild sich mit Brunhild stritt, wo Hagen Siegfrieds Ermordung plante und wo auch Luther die Welt änderte. Ein Parkplatz ist schnell gefunden und die überaus freundliche Dame im Tourist Office versorgt mich mit Informationen. Worms gehört zu Rheinland-Pfalz und zählt gut 80.000 Einwohner. Die Sonne wagt sich noch nicht heraus und es ist auch etwas kühl, wenn ich da an gestern denke ...
Im die Stadt dominierenden Dom St. Peter findet derzeit noch ein Gottesdienst statt und so gehe ich zunächst zum Siegfriedbrunnen. Diese siebeneckige Anlage mit überlebensgroßer Statue des Drachentöters wurde 1921 errichtet. Ein paar Schritte weiter sehe ich bereits die zweite Erinnerung an die Nibelungen, nämlich den „Streit der Königinnen“. Dargestellt werden Brunhild und Kriemhild, die sich um das Vorrecht streiten, als erste den Dom zum Gottesdienst betreten zu können. Zur weiteren Einarbeitung in dieses Kapitel hätte man auch das Nibelungenmuseum besuchen können, aber das werde ich beim nächsten Male tun.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Jüdischen Friedhof, dem ältesten jüdischen Friedhof Europas mit rund 2.500 Gräbern. Der älteste Grabstein soll aus dem Jahre 1058 sein. Jetzt, beim Schreiben des Reiseberichts, lese ich erst, dass männliche Besucher eine Kopfbedeckung zu tragen haben, ich habe es vorher nicht gewusst, sorry. Auf dem Weg zum Lutherdenkmal komme ich noch an einer Statue „Der Lederarbeiter“ vorbei. Dr. Martin Luther war gerade mal zehn Tage in Worms. Er wurde vorgeladen, weil seine Gegner, wie wir wissen, seine Schriften als Kampfansage an Rom und als Auflehnung gegen die Obrigkeit verstanden. Das größte Reformationsdenkmal der Welt wurde 1868 vollendet, die Figuren zeigen die Reformationsgeschichte, Luther und den Wormser Reichstag.
Da der Gottesdienst noch nicht beendet ist, setze ich mich in ein Café und denke über das Gesehene nach. Beim Dom aus dem 12. Jahrhundert handelt es sich um eine romanische Pfeilerbasilika mit Querschiff. Viele Plätze sind wegen der Pandemie gesperrt. Balthasar Neumann ist der Erbauer des Hochaltars, reichliche Ornamente schmücken den Innenraum, am Kaiserportal an der Nordseite soll sich der Streit der Königinnen abgespielt haben.
Nun setze ich mich wieder ins Auto und fahre in südöstlicher Richtung nach Baden-Württemberg, der Kaiserstuhl ist mein nächstes Ziel.