Skandinavische Metropolen
Stockholm
Es regnet und ist ungemütlich. Noch etwas übermüdet von der Nacht auf der Fähre beginne ich meinen Spaziergang. Vor 15 Jahren, im Herbst 1984, war ich das bisher einzige Mal in Stockholm.
Damals war ich für drei Tage hier und das Schloss und das Rathaus kommen mir bekannt vor. Letzteres hatte ich auch besichtigt und war vom Goldenen Saal, in dem auch die Verleihung von bestimmten Nobelpreisen vorgenommen wird, sehr angetan. Aber auch an die Bauform des Stadshuset, wie man hier sagt, erinnere ich mich gut.
Stockholm gilt als eine der schönsten Städte der Welt. 40 Brücken verbinden die 14 Inseln, auf denen sich die Metropole ausgebreitet hat. Selma Lagerlöfs Bezeichnung "die Stadt, die auf dem Wasser schwimmt" ist sehr zutreffend. Hier, im Finanz- und Wirtschaftszentrum des Landes, wohnen mehr als ein Sechstel der Gesamtbevölkerung des Landes, über 1,5 Mio Einwohner zählt der Großraum Stockholm.
Vom Hauptbahnhof mache ich mich zu Fuß auf den Weg und gehe zunächst zum oben geschilderten Rathaus, das auch als Wahrzeichen der Stadt bezeichnet wird. Aufgrund des regnerischen Wetters verkneife ich mir eine Besteigung des Turms, denn die Aussicht mag bei klarer Witterung herrlich sein, heute kann ich es mir nicht vorstellen.
Anschließend orientiere ich mich zur Gamla Stan, der Altstadt, oder auch der "Stadt zwischen den Brücken" genannt. Nachdem ich am Parlamentsgebäude, dem Riksdagshuset, vorbei bin, erkenne ich schon das Königliche Schloss. Hier halte ich mich geraume Zeit auf und sehe auch einer Wachablösung zu, leider ohne Marschkapelle. Ein Teil des Schlosses steht zur Besichtigung frei und so schaue ich mir u. a. die königlichen Gemächer, das Museum und die Rüstkammer an. Der Palast wird nur noch für repräsentative Zwecke genutzt.
Ganz in der Nähe befindet sich die Storkyrkan, die Große Kirche. In diesem ältesten Gotteshaus der Stadt wurden viele Könige gekrönt. Berühmt ist die Holzskulptur "Ritter Georg mit dem Drachen" im Innenraum.
Die Altstadt gefällt mir, es gibt viel zu sehen, nette Lokale, Antiquitätengeschäfte in alten Giebelhäusern, anmutige kleine Gassen und in der Mitte der Große Platz, der Stortorget.
Beeindruckt hat mich außerdem das Riddarhuset (Ritterhaus), das als schönster Barockbau Stockholms gilt. Über eine kleine Brücke gehe ich zur Ritterinsel und besichtige die Riddarholmskirche mit dem prägnanten Turm. Viele schwedische Könige und andere Persönlichkeiten wurden hier beigesetzt.
Auf dem Weg zurück zum Hauptbahnhof sehe ich mir auf dem Gustav Adolfs Torg das Reiterstandbild des gleichnamigen Königs an und die dahinter liegende Königliche Oper. Den Rest des Tages verbringe ich im interessanten Kulturhaus am Sergels Torget.
Es hat aufgehört zu regnen und die letzten Strahlen der Abendsonne geben der Stadt ein einzigartig schönes Flair.
Persönliche Anmerkung
Dieser Reisebericht ist Elisabeth gewidmet. Ende 2005, während ich diese Zeilen verfasse, verabschiedete sie sich von uns, auf tragische Weise und viel zu früh.