Spielend durch Deutschland
Halle (Saale)
Frisch gestärkt mit ein paar Gläsern Bier besteigen wir im Bremer Hauptbahnhof erwartungsvoll den Zug nach Halle an der Saale.
Heiner hat den diesjährigen Ausflug organisiert und, um es vorweg zu nehmen, es hat alles wunderbar geklappt.
Mit etwa 230.000 Einwohnern ist Halle größte Stadt in Sachsen-Anhalt.
Ein Taxi bringt uns vom Bahnhof zum „Hotel am Steintor“, das uns die nächsten zwei Nächte beherbergen wird. Es liegt ein klein wenig außerhalb des Zentrums, hat aber eine gute Straßenbahnanbindung.
Zur Akklimatisierung fahren wir zunächst zum Ankerhof und spielen draußen, direkt am Fluss, bei zunächst noch milder Oktobersonne, die ersten Runden aus. Später schlendern wir durch die Innenstadt und haben danach Mühe, in einem der zahlreichen Lokale einen freien Tisch zu ergattern. Liegt es am Feiertag (03. Oktober 2013), dass die Restaurants so gut zu tun haben? Das Gasthaus „Zum Schad“ in der Kleinen Klausstraße erlöst uns. Wir essen einheimische Spezialitäten und widmen uns anschließend wieder dem Skatspiel. Dann noch ein kleiner Absacker in einer Innenstadtbar und ab ins Hotel.
Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Stadterkundung. Wiederum zeigt sich Petrus von seiner besten Seite und wir erleben einen wunderbaren Herbsttag. Zu Fuß geht es ins Zentrum. Auffällig sind die vielen kleinen Türmchen, die nicht nur die unter Sehenswürdigkeit eingestuften Gebäude zieren. Barockdekor und verspielter Jugendstil gehören zum Stadtbild, aber auch baufällige Häuser aus der Zeit, als Halle noch Teil des Arbeiter- und Bauernstaates war. Viel wurde seit der Wende geschaffen, aufgebaut und renoviert, einiges ist noch zu tun. Anfang 1990, die Mauer war gerade etwas durchlässiger geworden, besuchte ich die Stadt zum ersten Mal und habe sie als grau in Erinnerung, im August 2008 hatte sich das Bild schon gewaltig geändert.
Mit geschäftigem Treiben werden wir am Marktplatz begrüßt, zahlreiche Stände bieten Fisch, Back-, Fleisch- und Wurstwaren an.
Fünf mächtige Türme beherrschen dieses Areal und gelten als Wahrzeichen der Stadt:
Der 84 m hohe Rote Turm und die vier Türme der Marktkirche. Erstgenannter soll lt. Beschilderung auch zur Marktkirche St. Marien gehören, in seinen Mauern befindet sich Europas größtes Glockenspiel, wir haben Glück und hören es einige Male. Eine Rolandstatue ist am Fuße des Turms zu besichtigen.
Martin Luther predigte einige Male in der Marktkirche und Georg Friedrich Händel wurde in diesen Räumen getauft und erlernte hier das Orgelspiel. Unter diesem Instrument befindet sich ein Flügelaltar mit Heiligenbildern.
In der Mitte des Marktplatzes kann das Händeldenkmal besichtigt werden, an der Peripherie das Stadthaus und der Ratshof bzw. das Neue Rathaus. Der Komponist wurde 1685 in Halle geboren und gilt als berühmtester Sohn der Stadt. Sein Geburtshaus, das Händelhaus, steht ebenfalls auf unserem Programm.
Wir orientieren uns dann weiter zum Dom und verweilen anschließend bei der Moritzburg, früher Sitz der Magdeburger Erzbischöfe, heute größtes Kunstmuseum Sachsen-Anhalts. Nachdem wir uns noch das Talamt angesehen haben, erreichen wir pünktlich zu Mittag das Lokal N8 und legen eine wohlverdiente Pause ein.
Über den Hallmarkt mit dem schönen Göbelbrunnen geht es zurück zum Marktplatz. Mit der Straßenbahn fahren wir zum Bahnhof und marschieren auf Wunsch von Wilfried weiter zum Halloren Schokoladenmuseum. Auf diesem Weg zeigt sich Halle nicht von seiner schönsten Seite.
Das im Jahr 2007 eröffnete Museum informiert über die Herstellung von Schokolade, über Anbau und Ernte von Kakao und lässt auch einen Blick auf die aktuelle Produktion zu. Im Verkaufsraum können die Leckereien erworben werden, ich hatte von dieser Schokolade bisher nichts gehört.
Wir fahren mit der Straßenbahn zurück, orientieren uns in Richtung Kneipenmeile Kleine Ulrichstraße und landen im Kaffeeschuppen, der heute Jubiläum feiert. Einen Spruch im Glasfenster habe ich mir notiert: „Des Weibes Welt ist das Haus, des Mannes Haus ist die Welt“. Zum Abendessen gehen wir ins Restaurant Budapest, das in einem sehr schönen Fachwerkhaus an der Kneipenmeile untergebracht ist.
Etwas müde steigen wir am nächsten Morgen in den Zug nach Erfurt, doch bereits in Merseburg ist die Fahrt aus uns unbekannten Gründen zu Ende und wir müssen den Zug verlassen. Ein Taxi ist nicht in Sicht und so gehen wir in Richtung Bootsanleger in der Hoffnung, ein Lokal zu finden. Ich fühle mich ins Mittelalter versetzt, Kopfsteinpflaster, wuchtiges Stadttor, ein Blick auf das Schloss, all das scheint sich in den letzten Jahrhunderten nicht groß verändert zu haben. Schließlich, nachdem wir die Saale und einen Seitenkanal überquert und die Hoffnung schon fast aufgegeben haben, sehen wir ein Hotelschild und können uns endlich bewirten lassen. Simon fragt charmant nach der Erlaubnis zum Skatspielen.
Stunden später geht es weiter, ab Weimar mit dem Bus als Schienenersatzverkehr. Es dunkelt bereits, als wir Erfurt erreichen.