Von Varna bis Jalta
Moldawien
Morgens gegen 9.oo Uhr fahren wir in den Bahnhof von Chisinau ein, Rinder grasen zwischen den Gleisen. Deutschsprachige aktuelle Reiseführer über Moldawien habe ich nicht gefunden, der Lonely Planet "Romania & Moldova" ist meine einzige Hilfe. Die Beschreibung des Hotel "Chisinau" sagt mir zu, auch Olga kennt dieses Haus und empfiehlt es mir. Zu Fuß mache ich mich auf den Weg und es ist auch gar nicht weit.
Die Zimmer sind sauber, aber an der Einrichtung, den Teppichen etc. scheint in den letzten vierzig Jahren nichts gemacht worden zu sein. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist o.k., an der Rezeption lese ich, dass Moldawier und Russen weniger zu bezahlen haben.
Die Damen am Empfang scheinen ihre Lehre in der sozialistischen Ära gemacht zu haben, sie sind nicht gerade unfreundlich, aber spröde, unnahbar und vollkommen ohne Charme.
Bei der nächsten Bank löse ich einen Scheck ein und erhalte 15 Lei für einen Euro.
Die Innenstadt gefällt mir gut, auf den Straßen ist sehr viel los. Gleich hinter dem Hotel leuchten die goldenen Zwiebeltürme einer blau angestrichenen Kirche in der Mittagssonne.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten gehören die schön angelegte orthodoxe Kathedrale und der Triumphbogen.
In einem Internet-Pub versende ich einige mails und erkundige mich über die allgemeine Situation, beim Bezahlen meine ich erst, mich verhört zu haben, für eine Viertelstunde ist nur 1 Lei zu entrichten, weniger als zehn Eurocents.
Viele Polizisten achten im Zentrum darauf, dass alles seinen geordneten Gang nimmt.
Das Bahnhofsgebäude ist so sauber, dass man ohne Bedenken vom Fußboden essen könnte.
Vor zwei Fahrkartenschaltern stehen etliche Menschen in der Schlange und es geht kaum weiter. Vorsichtshalber erkundige ich mich, ob es hier auch Fahrscheine nach Odessa gibt. Endlich bin ich an der Reihe und die vorher grimmig dreinblickende Frau fragt freundlich in Englisch nach meinen Wünschen, das hätte ich nun nicht erwartet. Kurze Zeit später habe ich mein Ticket in der Hand, es kostet umgerechnet drei Euro.
Mein Mittagessen nehme ich auf der Veranda des "Beerhouse" ein. Die Geldscheine sind meistens alt und abgegriffen und ich muss immer genau hinschauen, um sie zu erkennen.
Der öffentliche Stadtverkehr wird zum großen Teil mit Minibussen geregelt, einmal kann ich beim Blick aus dem Hotelfenster über 10 dieser Fahrzeuge auf einmal sehen. Überrascht bin ich, als ich einen Bus der Firma "Reisedienst von Rahden" aus Schwanewede/Bremen auf dem Hotelparkplatz entdecke. Vor Jahren war ich mit diesem Unternehmen von Bremen nach Königsberg gefahren.
Einmal verbringe ich einen Abend im vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant "Gambrinus". Es schmeckt sehr gut und ist trotzdem sehr preiswert. Wir sind jeweils zu dritt:
Drei Kellner, drei Musiker und drei Gäste. Der Service ist ausgezeichnet.
Im Bistro neben dem Hotel findet eine private Feier statt, die Tische biegen sich unter der Last der aufgetragenen Speisen. Die Gäste, meist Frauen, sind bei guter Stimmung und tanzen. Hier hätte ich gerne mitgefeiert.
Ansonsten ist in den Lokalen nicht viel los.
Der Zug nach Odessa setzt sich gemütlich in Bewegung, es gibt täglich zwei Verbindungen.
In einem Wagen werden permanent Videos gezeigt, einmal erkenne ich Tom & Jerry.
Sehr bequem ist es nicht, denn die Sitze haben keine Polsterung. Aber das macht nichts, ich glaube nicht, dass wir schneller als 60 km/h gefahren sind.
Draußen dann das gewohnte Bild, Mais wie gehabt, Apfelbäume voller reifer Früchte, Enten, Puter, Hühner, Gänse, Kühe, Schafe und Ziegen, viele Pferdewagen, manchmal auch ein Traktor.
An der Grenze geht es schneller als bei der Einreise, nach 45 Minuten ist alles vorbei. Der moldawische Zöllner hatte sechs Jahre in Halle/Saale gearbeitet und spricht gut deutsch. Er ist mir beim Ausfüllen der mit kyrillischen Buchstaben versehenen Zolldeklaration behilflich und wir verabschieden uns per Handschlag.