Zwischen Rhein und Nahe
Eine Weintour hatten wir vorher noch nicht zusammen veranstaltet und so hatten Anita und Karin die verantwortungsvolle Aufgabe, eine entsprechende Fahrt zu planen. Und sie waren erfolgreich.
Am Freitag, den 06. Oktober 2006, treffen wir uns in Neustadt und kurz nach 10.oo Uhr fahren wir los. Günter hat das Pech oder die Verantwortung, die ganze Strecke zu chauffieren, die restlichen sechs Mitfahrer können die Gegend genießen, sich entspannen oder unterhalten.
Nach etwa 5 ½ Stunden haben wir, der Dokoclub Nendorf und Umgebung, die rund 450 km geschafft und erreichen Siefersheim. Das Weingut Gebert, wo wir die beiden nächsten Nächte verbringen werden, ist schnell gefunden.
Nach kurzer Erfrischungspause wird die erste Runde Doppelkopf im idyllischen Senkgarten gespielt.
Das Abendessen nehmen wir im Nachbarort Wöllstein ein, denn Siefersheim ist mit Restaurants nicht so reich gesegnet. Eine gute Viertelstunde Fußmarsch und schon sind wir am Ziel. Auf einem Hinweisschild lesen wir, dass Dr. Henning Scherf aus Bremen den Gottesdienst am Reformationstag mit gestalten wird.
Den Rest des Abends lauschen wir den fachlichen Ausführungen der Eheleute Gebert, die exklusiv für uns eine Weinprobe durchführen. Wir erhalten allerhand Informationen über den Weinanbau und den Wein in Rheinhessen im Allgemeinen, aber auch über die Arbeit unserer Gastgeber im Besonderen. So werden wir mit vielen Fachausdrücken konfrontiert und erfahren etwas über die spezielle Note der einzelnen Gewächse und Erzeugnisse, wie beispielsweise Restzucker oder Säure.
Gängige Rebsorten in der Umgebung sind Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau, Burgunder und Chardonnay.
Wir beginnen unsere Exkursion mit einem Glas Federweißen und wenden uns dann den trockenen und halbtrockenen Produkten des Hauses zu. Frau Gebert überrascht uns mit einem frisch gebackenen Zwiebelkuchen.
Unser Hausherr ist Dipl. Ing. für Weinbau und Kellerwirtschaft. Seine Familie arbeitet seit Generationen in dieser Branche. Jetzt wird sich ausschließlich auf den Wein konzentriert, denn der Ackerbau und die Viehhaltung, früher von den Eltern noch betrieben, waren nicht mehr rentabel. In der Saison werden rumänische oder polnische Gastarbeiter beschäftigt. Das Weingut hat eine Größe von 9 Hektar, die Vermarktung erfolgt durch Direktverkauf.
Wir genießen die interessante Probe sehr und lassen es uns nicht nehmen, die Gläser vollständig auszutrinken, im Gegensatz zu unserem Gastgeber. Mir persönlich haben der Chardonnay, ein trockener Qualitätswein, und der Graue Burgunder am besten geschmeckt.
Jetzt noch die Bestellung aufgeben und schon können wir wieder dem Kartenspiel frönen.
Siefersheim, ein typisches Winzerdorf, liegt im Naherholungsgebiet "Rheinhessische Schweiz", im Großraum Rhein-Main zwischen den Städten Bad Kreuznach und Alzey. Bereits im 13. Jahrhundert begann hier die Besiedlung. Der Geschmack des Weines wird durch das in dieser Region vorherrschende Porphyrgestein beeinflusst. Einige Höfe geben sich als Strauß-Wirtschaft zu erkennen, denn wie heißt es so schön: Wo es Sträuß´che hängt, wird ausgeschenkt.
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne vom blauen wolkenlosen Himmel und wir beginnen unsere Wanderung durch die Weinberge, die so genannte Siefersheimer Bänkelches-Route.
Es sind rund 8 Kilometer zu bewältigen. Leider bewölkt es sich und einmal müssen wir in einer kleinen Hütte auf das Ende des Regens warten, aber wir haben ja Weinproviant dabei.
Hin und wieder legen wir eine Kartenpause ein. Der Anstieg auf den etwas über 200 m hohen Berg ist nicht besonders anstrengend, eigentlich ist die Wanderung ganz entspannend. Etwa auf halber Strecke kommen wir am Ajaxturm vorbei, den ein Winzer aus Liebeskummer erbaut hat. Zum Schluss erreichen wir auch den Weinberg unseres Gastgebers und sehen bei der Lese ein paar Minuten zu. Die Ernte ist sehr schlecht, der feuchte August hat viele Reben faulen lassen, an einigen Rebstöcken sind 80 % der Trauben nicht verwertbar. Aus diesem Grund kann hier nur manuell und nicht maschinell gepflückt werden. In der Ferne sind Bingen und Rüdesheim zu erkennen.
Nachmittags zeigt Herr Gebert uns seinen Betrieb, führt uns in den Weinkeller und lässt uns beim Keltern der heutigen Ernte zusehen.
Abends schließt sich uns noch Christel, eine Bekannte von Thea und Hermann, an und lädt auf ein Glas Sekt in das romantische Gewölbe der Winzerschänke Wagner-Stempel ein. Zum Essen gehen wir wieder zu Fuß nach Wöllstein und verbringen die nächsten Stunden in einem gemütlichen Restaurant. Hier probieren wir auch ein Glas des heimischen Tresters.
Nun ist der letzte Tag angebrochen. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und besuchen Christel in ihrem Forsthaus mit den vielen schönen selbst hergestellten Töpferwaren. Wir haben Rheinhessen verlassen und befinden uns nun in der Pfalz.
Jetzt sind es noch gut 60 km bis Speyer, unserem nächsten und letzten Ziel. Hier besichtigen wir natürlich den bekannten fast 1.000-jährigen Kaiserdom. Er wird seit 1996 grundlegend renoviert und der Aufwand kostet täglich 6.500 Euro. Während unseres Besuches findet eine kleine Andacht statt und wir haben das Glück, ein paar Momente der schönen Orgelmusik lauschen zu können.
Die Kathedrale zählt zu den bedeutendsten und größten romanischen Bauwerken Deutschlands. Bekannt ist die Krypta mit den Kaisergräbern.
Nach einer Mittagspause, bei der wir endlich den lang ersehnten Saumagen kosten dürfen, machen wir uns auf den Rückweg.
Bacchus, der Gott des Weines, war bestimmt zufrieden mit uns