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Perth

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jetzt gehts los

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unterwegs im Indian Pacific

unterwegs im Indian Pacific

Stop in Cook

Stop in Cook

im Loungewagen

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Harbourbridge und Oper

Harbourbridge und Oper

die weltbekannte Schwimmoper

die weltbekannte Schwimmoper

auf Markus´Balkon

auf Markus´Balkon

Bondi Beach

Bondi Beach

Melbourne - Kilda Beach

Melbourne - Kilda Beach

Shrine of Remembrance

Shrine of Remembrance

und wieder ein Abschied

und wieder ein Abschied

Mit Freu(n)den um die Welt

Erinnerung an ein fünfmonatiges Sommermärchen

Australien

Perth
Willkommen in Down Under! Knapp sieben Stunden dauert der Flug. Übliche Sicherheitshinweise werden auf dem Bildschirm vermittelt, von Schauspielern des Films „Herr der Ringe“ in Originalkostümen. Keine schlechte Idee. Wieder sind wir einer intensiven Gepäckkontrolle ausgesetzt und Schmiedel hat besonderes Glück, dass seine in Neuseeland gekauften Kekse nicht gefunden werden. Es ist verboten, Lebensmittel ins Land einzuführen. Waren in den letzten Tagen noch über 40 Grad für Perth angesagt, genießen wir jetzt eine Temperatur um 30 Grad, immer gemildert durch einen erfrischenden Wind. In der Stadt wohnen rund 1,4 Millionen Einwohner.
Die Rezeption unseres Hotels hat schon Feierabend, aber ein Schlüssel und nötige Instruktionen liegen in einem Schließfach und der Code wurde mir per Email übermittelt. Wir gehen am Wellington Park entlang. Einige Aborigines sitzen in Gruppen unter den schattigen Bäumen. Endlich am Fluss, dem Swan River, suchen wir vergeblich nach einem Restaurant. Ein paar Straßen weiter, hinter dem Supreme Court, werden wir dann aber fündig.
Beim nächsten Mal fahren wir mit dem Bus, und zwar umsonst, ins Zentrum, shoppen, schlendern durch die Verkaufspassagen und wandern durch einen Park. Nachdem wir uns den schon genannten Court in den Stirling Gardens angesehen haben, steht plötzlich der Bell Tower im Fokus. Ich fahre hinauf und freue mich über die weite Sicht und das interessante Panorama. Ein paar Etagen tiefer sind die gerade aktiven Glocken zu besichtigen und noch weiter unten kann man den "Glockenziehern" zusehen. Es ist wahr, sie werden noch manuell bedient. Dann erreichen wir den Hafen und gehen in ein Lokal, in dem viele Einheimische ihr Wochenende einläuten. Wir schließen uns an und verbringen einen wunderbaren Nachmittag. Auf der Herrentoilette ist über jedem Pissoir ein Fernsehscreen angebracht. Selbst auf dem stillen Örtchen braucht man auf aktuelle Sportinformationen nicht zu verzichten. Wenn das kein Service ist ... Die Kellner tragen ein T-Shirt mit Becks-Werbung.


Vom Indischen Ozean zum Pazifik
Der "Indian-Pacific" wartet schon, als wir am nächsten Morgen im Bahnhof eintreffen. Was für ein Zug! Mit seinen 26 Wagen ist er über 660 Meter lang. Wir, als Reisende der Goldklasse, haben drei Mahlzeiten am Tag frei und können jederzeit in der Lounge einen Drink zu uns nehmen. Was den letzten Punkt angeht, handeln wir sehr ökonomisch, denn der Preis muss sich ja auch amortisieren. Zum Lunch bestelle ich Lachs und Pinot Grigio, Schmiedel entscheidet sich für ein Steak vom Angusrind und wählt dazu einen roten Merlot, diese Variante nehme ich zum Dinner.
Im Preis eingeschlossen sind ein paar Ausflüge, der erste beginnt kurz vor Mitternacht. Wir fahren mit drei Bussen nach Kalgoorlie bzw. vom Bahnhof zunächst ins Zentrum und dann in die Minenregion, schließlich handelt es sich bei diesem Ort um eine alte Goldgräberstadt. Aber ich oder wir können diesem Abstecher nicht viel abgewinnen. Es ist dunkel und die sicherlich reizvollen Gebäude, vor allem die Hotels, sind in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen. Insgesamt steigen wir an zwei Stellen aus, einmal können wir in einen Minenschacht schauen, wo noch gearbeitet wird, beim nächsten Stopp können Maschinen etc. besichtigt werden. Mir sind die Erklärungen des Busfahrers zu umfangreich, dass er uns sämtliche Schulen, Bordelle, Kirchen und Krankenhäuser vorstellt, kann ich ja noch verstehen, aber Tankstellen müssen nun tatsächlich nicht erwähnt und erklärt werden. Fehlt nur noch, dass er zu den Telefonzellen einen Kommentar abgibt. Nachts um 1.30 Uhr sinken wir endlich in die Federn, es ist schon eine Stunde später, denn wir befinden uns nunmehr in einer anderen Zeitzone.
In den nächsten Tagen werden wir riesige abgeerntete Kornfelder sehen und an Schaf- und Rinderherden vorbeifahren. Eine Pipeline begleitet uns mehrere hundert Kilometer. Der Zug fährt langsam und bedächtig und hält hin und wieder auf freier Strecke an, um den Gegenverkehr vorbei zu lassen, denn meistens fahren wir auf einem einspurigen Gleis. Unsere Kabine, wir wohnen in einem Einzelabteil, ist gemütlich und in gewisser Weise auch komfortabel, denn im Bad befindet sich sogar eine Dusche. Telefonieren ist nur dann und wann in der Nähe einer Ortschaft möglich, aber wer will das denn auch schon. Ein paar Kängurus sind immer mal im Blickfeld, einmal sehe ich einen Adler. Aber auch Emus erscheinen gelegentlich auf der Bildfläche.
Wie heißt es bei Karl May? “Durch die Wüste”, er meinte zwar eine andere Region, mir schießt dieser Titel auf der weiteren Fahrt fortwährend durch den Kopf. Roter Sand, Steine, Geröll, niedriges oder halbhohes Buschwerk, es soll sich um “Saltbush” handeln, ab und zu ein paar Bäume - und mitten im Nirgendwo eine Landebahn.
Da passt unser nächster Halt in Cook treffend ins Bild. Fünf Personen wohnen in dieser verlassenen Geisterstadt, die wohl nur noch existiert, weil hier die Lokomotiven ihren Dieselvorrat auffrischen. Es weht ein rauer Wind und die Fliegen schikanieren uns mächtig. Eine Verkäuferin schützt sich mit einem Fliegennetz. Der Film “Spiel mir das Lied vom Tod” fällt mir ein.
Bei den Mahlzeiten und abends in der Bar unterhalten wir uns mit den Mitreisenden. Sie kommen aus Australien, Neuseeland, den Vereinigten Staaten, aus Japan und England. Auffällig ist, dass einige Männer englischer Herkunft nun mit Frauen aus Australien oder Neuseeland verheiratet oder liiert und dort wohnhaft sind. Frauen von der Insel sind uns jedenfalls nicht begegnet. Einen etwas engeren Kontakt stellen wir zu einem Engländer her. Bereits im Rentenalter, ist er als Backpacker unterwegs und nächtigt vorzugsweise in preiswerten Jugendherbergen.
Einen Morgen verzichten wir auf das Frühstück, denn in aller Herrgottsfrühe steigen wir in die wartenden Busse und machen eine Tour durch Adelaide. Auch hier ist die Fahrerin sehr mitteilsam. Am Stadtrand fahren wir auf den Mt. Lofty und haben eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt und das Piccadilly Valley. Allerdings bläst auf dem Hügel ein heftiger Wind und ich bedauere, keine Jacke dabei zu haben.
Dann wieder zurück in den Zug, das Bordpersonal hat gewechselt und fremde Gesichter kommen uns entgegen. Riesige Stoppelfelder, die bis zum Horizont reichen, sind mir besonders in Erinnerung. Nachmittags besichtigen wir die alte Minenstadt Broken Hill und speziell das Memorial, ein Denkmal für hier im Bergwerk umgekommene Menschen. Silber, Blei und Zink wurde geborgen. Im Ort befindet sich dann noch eine Servicestation der Flying Doctors, die wir aus Zeitgründen aber nicht mehr besuchen. Hinter Brathurst wird in langen Reihen auf mehrere Hektar großen Feldern Gemüse angebaut. Bei der Fahrt durch die Blue Mountains kann man noch erschreckend gut die Auswirkungen des gewaltigen Brandes sehen. Verkohlte Bäume und Äste bestimmen zeitweise das Bild. Mein Plan, hier noch für ein paar Tage zu verweilen, ist passé.
Kurz vor dem Ziel werden wir von der Küche noch mit Lammfrikadellen und Geflügelspießen verwöhnt, dazu wird Tee oder Kaffee gereicht. Besorgte Mitreisende weisen mich in die hohe Kunst des Öffnens von bestimmten Ketchuptüten ein, ich hätte es allein und ohne fremde Hilfe nicht geschafft.


Sydney

Mit zweistündiger Verspätung rollen wir gegen 13.00 Uhr in den Bahnhof Sydney ein. Eine unvorstellbar lange Strecke vom Indischen Ozean zum Pazifik liegt hinter uns. Drei lange Tage und Nächte verbrachten wir im Zug, über 4.300 Kilometer wurden dabei zurückgelegt. Markus, ein ehemaliger Kollege, wartet schon am Bahnsteig und bringt uns zu sich nach Hause, bzw. Schmiedel zum in der Nähe gelegenen Hotel.
Markus wohnt hier seit über vier Jahren und ist als Schwimmtrainer erfolgreich tätig. Nachdem wir uns kurz akklimatisieren konnten, bringt er uns zum Botanischen Garten. Jetzt haben Schmiedel und ich genügend Zeit, uns die bekannte Harbour Bridge und die berühmte und weltbekannte Schwimmoper anzuschauen, hier schließen wir uns einer Führung an. Sie ist interessant und sehr aufschlussreich. So werden nicht nur Opern und klassische Konzerte gezeigt, auch Jazz- und Rockkonzerte stehen im Programm, sogar Zirkusaufführungen.
Im Konzertgebäude finden rund 2.700 Zuschauer Platz, in der Oper etwa 1.500. Natürlich wird auch der dänische Architekt erwähnt und das gesamte Drama während der Bauphase einschließlich der Kostenexplosion. Aber man hat sich ja wohl jetzt, Jahrzehnte nach der Eröffnung, wieder versöhnt. Heute wird eine Rossini-Oper gezeigt und morgen steht Carmen auf dem Programm.
Nach dieser kulturellen Erbauung lassen wir uns durch die Innenstadt treiben und landen am Circular Quay in einer angenehmen Bar unter freiem Himmel. Hier scheinen die Business People ihr Bier zu trinken. Jedenfalls ist Kostüm oder Anzug die vorherrschende Garderobe. Nach dem Abendessen in einem Chinarestaurant fahren wir mit dem Zug zurück zum Wolli Creek, es sind nur ein paar Stationen. Ki, die Ehefrau von Markus ist schon zu Hause und so lernen wir uns auch kennen.
Australien gehört, wie auch Neuseeland, zum Commonwealth. Staatsoberhaupt ist in beiden Fällen Königin Elisabeth II. Gut 23 Millionen Menschen leben im Land, Hauptstadt ist Canberra. Die Einwohnerzahl von Sydney, der größten Metropole des Staates, beträgt 4,1 Millionen.
Am nächsten Tag besuchen wir das Aquarium, fahren mit der Fähre vom Darling Harbour zum Circular Quay und begeben uns anschließend auf eine interessante Hafenrundfahrt. Man will uns zuerst nicht auf das Schiff lassen, dann merken wir, dass die Tickets vertauscht waren und können die Angelegenheit in unserem Sinne klären. Das Wetter bessert sich, wir erhalten fortwährend Informationen von einer jungen Frau. Sie erklärt uns, welcher Prominente in den jeweiligen Prachthäusern oder Villen residiert. Die Wohnlage an den herrlichen Hanglagen könnte nicht besser sein und beim Anblick der Strände gerät man schon ins Entzücken. Unterwegs werden wir mit Kaffee und Keksen versorgt. Auf der Rückfahrt zum Hafen erstrahlen die Oper und die Harbour Bridge im hellen Licht der Nachmittagssonne. Genauso haben wir es uns aber auch gewünscht. Meine Laune ist etwas getrübt, weil eine Flugbuchung nach Melbourne mit meiner Visakarte nicht möglich ist und auf Markus Credit Card zurückgegriffen werden muss. Später klärt sich der Vorfall aber auf und alles ist zum Glück wieder in bester Ordnung. Abends grillen wir auf dem Balkon unseres Gastgebers und sind begeistert von der wunderbaren Aussicht.
Nun ist der letzte Tag für Schmiedel angebrochen. Markus fährt mit uns zum Nielsen Park Beach, vorbei an eleganten vornehmen Häusern. Man merkt, die Menschen, die hier wohnen, müssen nicht auf den Cent achten. Nach einem fulminanten Frühstück in der warmen Sommersonne mit Blick auf Strand und Wasser fahren wir an den Bondi Beach und sehen sehnsüchtig den Menschen in und am Wasser zu.
Im Flughafen steige ich aus, jetzt heißt es Abschied nehmen. Markus sehe ich nächste Woche wieder, aber für Schmiedel ist der lang ersehnte und diverse Male diskutierte Urlaub zu Ende. Schade, dass die Zeit so schnell vergangen ist. Er fliegt heute nach Hause.


Melbourne

Der Flieger bis Melbourne braucht eine gute Stunde. Mit dem relativ preiswerten SkyBus fahre ich direkt zum Hotel, d. h. erst werden wir gesammelt zum Southern Cross gebracht und dann auf kleinere Fahrzeuge verteilt. Ein Service, an dem sich so manche Metropole ein Beispiel nehmen sollte. Meine Unterkunft liegt ziemlich zentral in der Uni-Gegend und so habe ich noch Gelegenheit, das Zentrum ohne großen Aufwand zu erwandern.
Zahlreiche kleine Läden, vor allem Imbissbetriebe, liegen an der Strecke. Für meine Begriffe überdurchschnittlich viele Sushi-Lokale und 7-Eleven-Läden. Meines Erachtens ist das Bier teurer als in Sydney. Fahrräder kann man, mit Zahlung per Kreditkarte, direkt an der Straße ohne Kontakt zu einem Verkäufer aufzunehmen, anmieten. In der Höhe von Chinatown tanzen Mönche, ein paar Meter weiter demonstrieren Hare Krishna-Jünger.
Am ATM-Automaten merke ich am nächsten Tag, dass das Konto wieder gefüllt bzw. ein Verfügungsrahmen wieder vorhanden ist. Beschwingt kaufe ich bei 7-Eleven eine Tageskarte für die Straßenbahn und fahre zum Kilda-Strand. Hatten wir in Perth, Adelaide und Sydney noch moderates Wetter und konnten der absoluten Hitze entgehen, hat sich die Lage hier verändert. 40 satte Grad werden vom Thermometer angezeigt. Ich frühstücke in einem Lokal direkt an der Straße und gehe dann ans Wasser. Hier im kühlen Nass lässt es sich gut aushalten. Viele Sonnenanbeter nutzen die Gunst der Stunde und dösen im warmen Sand, Hundebesitzer freuen sich über einen abgetrennten Strandbereich für ihre vierbeinigen Freunde. Frauen in knappen Bikinis spielen aufreizend Beach-Volleyball und locken eine Schar meist männlicher Schlachtenbummler an.
Zurück im Zentrum schaue ich mir die Southbank an der anderen Seite des Yarra Rivers an, staune über das eindrucksvolle Gebäude des Flinders Street Bahnhofs und genieße anschließend die Ruhe und Kühle in der St. Paul´s Cathedral. In Chinatown erwerbe ich eine mehr als preiswerte Armbanduhr und danach wird Siesta gehalten. Gut, dass es Aircondition gibt. Am Federation Square hätte ich mir am frühen Nachmittag ein Lifekonzert anhören können, aber es ist mir einfach zu heiß.
Die Mitarbeiterin an der Rezeption schlägt vor, das Greek Festival zu besuchen, das an diesem Wochenende gefeiert wird. In Melbourne soll sich die größte hellenische Gemeinde außerhalb Griechenlands befinden. Gern komme ich am Abend dieser Empfehlung nach, aber es hat sich nur geringfügig abgekühlt und sofort ist mein Hemd vom Schweiß durchnässt. Auf einem Platz wurde eine große Bühne errichtet und eine Band unterhält uns mit griechischer Folklore. An anderer Stelle werden griechische Tänze vorgeführt. Zahlreiche Buden werben mit typischen Waren und Souvenirs.
Der Pub neben meinem Hotel hat alle Türen und Fenster wegen der Hitze geschlossen und die Aircondition arbeitet auf Hochtouren. Habe ich hier gestern noch im Garten gesessen, so ziehe ich heute doch einen Platz im gekühlten Innenraum vor. Einige Fernseher zeigen Sportveranstaltungen. Gäste geben ihren Einsatz für ein Hunde- oder Pferderennen und fiebern, gebannt auf den Bildschirm schauend, dem Zieleinlauf entgegen. Mich interessiert mehr die freundliche Bedienung am Tresen. Sie kommt aus Schottland, hat eine Menge über Melbourne zu erzählen und fühlt sich sehr wohl in der 3,4 Millionen Einwohner zählenden Großstadt.
An einem der nächsten Tage nutze ich den Service einer kostenlosen Tram, die einzelne für Touristen interessante Punkte anfährt. Bei den Carlton Gardens steige ich aus und spaziere durch die weitläufige Parklandschaft bis zum Royal Exhibition Building. Einige Besucher haben es sich auf den Bänken gemütlich gemacht, andere liegen im Schatten der Bäume auf dem Rasen. Schilder warnen vor Opossums, ich habe aber keines dieser possierlichen Tiere gesehen. Weiter geht es am Etihad Stadion vorbei zu den Docklands. An der Flinders Street steige ich aus und esse eine Kleinigkeit. Pferdekutschen warten auf zahlungswillige Kundschaft. Den Abend verbringe ich in der Kühle eines Einkaufzentrums, esse etwas in einem englischen Pub und verfolge dort im Fernsehen ein wenig die Olympischen Spiele in Sotschi. Später im Hotel sehe ich mir den Schluss des Filmes "Der alte Mann und das Meer", mit Spencer Tracy in der Hauptrolle, an.
Glücklicherweise hat es sich etwas abgekühlt, das Thermometer zeigt 24 Grad an und lockt nach draußen. Ich frühstücke in einer Bäckerei am Victoria Market, der aber heute leider geschlossen hat. Ein Modegeschäft bewirbt seine Dessous mit dem Slogan: "make love not dinner". Mit der Straßenbahn fahre ich zum Royal Botanic Garden und besichtige den Shrine of Remembrance, eines der größten australischen Kriegsdenkmäler. Ältere Herren, vermutlich Veteranen, achten darauf, dass die Gäste Disziplin und Respekt zeigen. Ein Spaziergang durch den Botanischen Garten schließt sich an. Die leicht hügelige Anlage ist ein echter Erholungsort inmitten der quirligen Stadt. Im Teich dann die üblichen Tiere, auch Schildkröten sollen sich dort aufhalten. Ein mutiger Akkordeonspieler unterhält uns draußen mit dem Donauwellenwalzer, allerdings wählt er aus mir nicht einleuchtenden Gründen den Viervierteltakt.
Die Sonne lockt mich dann wieder an den Strand und so steuere ich noch einmal den Kilda Beach an. Viele Menschen genießen ein Sonnenbad, schwimmen, vergnügen sich mit Parasailing oder gehen einfach nur spazieren. In einem Lokal trinke ich einen hier sehr populären Apfelwein, den Cyder, er ist erfrischend und schmeckt sehr gut. Auf dem Wasser schwimmen zwei Pelikane einvernehmlich nebeneinander, so, wie man es von Schwänen kennt. Ein kleiner Pinguin sucht Schutz in seinem Ufernest. Ein älterer Angler flüstert mir verschmitzt lächelnd und augenzwinkernd zu, dass er den Chinesen immer weismacht, die Schwäne seien Pinguine.
Eigentlich wollte ich die zwölf Apostel an der Ocean Road besuchen, aber die einfache Fahrt hätte allein vier Stunden gedauert, egal, ob organisiert oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und das ist mir einfach zu aufwändig. Alternativ hätte ich mir ein Auto mieten können, aber dazu fehlt mir der Antrieb. Am Anfang meiner Reise hätte ich mir diese Sehenswürdigkeit bestimmt nicht entgehen lassen. Sicher bin ich nicht, meine aber, dass wir diese Felsen damals auf der Busfahrt von Melbourne nach Adelaide gesehen haben.
Jetzt bin ich schon 13 Wochen unterwegs, hatte nur Spaß und Vergnügen und noch keine Sekunde Langeweile oder Heimweh, wenn nur die schlimmen unangenehmen Bundesliganachrichten nicht wären ...
Am letzten Tag in Melbourne gehe ich noch auf dem Victoria Market. Im Flughafen bin ich einen Moment unaufmerksam, muss noch einmal durch die Sicherheitskontrolle und mein Flug ist bereits aufgerufen. Hastig stopfe ich meine Habseligkeiten in den Tagesrucksack, denn ich war nur mit leichtem Gepäck nach Melbourne gereist, und dabei gibt der Reißverschluss seinen Geist auf.
Später, zurück in Sydney, lade ich Ki, Markus und Mathew zu einem Abschiedsessen ein und wir gehen in ein koreanisches Restaurant. Es schmeckt sehr gut und an diesen Abend werde ich mich noch lange zurück erinnern. Am letzten Tag in Australien fahre ich zur Town Hall, kaufe mir einen neuen Tagesrucksack und spaziere am Darling Harbour entlang. Es ist warm, aber sehr bewölkt. Markus fährt mich dann zum Flughafen und wieder folgt ein Abschied.
Im Flugzeug sehe ich mir den "König der Löwen" an, trinke ein paar Gläser Wein und schlafe recht ordentlich. Wir fliegen über Indonesien und Malaysia, überqueren den Äquator und landen dann in Kuala Lumpur. Dass es draußen 27 Grad warm ist, kann man in der Flughafenhalle nicht spüren. Aufgrund der Zeitschiebung habe ich knapp sieben Stunden Zeit und versuche zu schlafen.
Dann folgt ein kleiner Höhepunkt, mein erster Flug im Airbus A 380. Mir wird ein Platz im Upperdeck zugewiesen. Meines Erachtens dauert der Startanlauf spürbar länger. Auf den Bildschirmen wird eingeblendet, wie weit es noch bis Mekka ist, schließlich fliege ich mit Malaysia Airlines, die in mehreren Wochen in aller Munde sein wird. Es ist sehr trübe, bei der Landung kann ich nicht einmal mehr das Ende des Flügels erkennen. War es früher noch ein Abenteuer, auf dem alten Flughafen mit der kurzen Landebahn aufzusetzen, so gibt es diese Probleme heute in Hongkong nicht mehr. Der neue Airport grenzt direkt ans Meer.

Ein Video über diesen Teil der Reise um die Welt kann bei Youtube unter

https://www.youtube.com/watch?v=gN2aezx9hFY&t=6s

angesehen werden, viel Spaß!

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