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endlich in Neuseeland

endlich in Neuseeland

Delphine im Marlborough Sound

Delphine im Marlborough Sound

unterwegs einige Seehunde

unterwegs einige Seehunde

Pohutu

Pohutu

Mt. Taranaki

Mt. Taranaki

Beehive

Beehive

Old Government Building

Old Government Building

Lake Tekapo

Lake Tekapo

Milford Sound

Milford Sound

Queenstown

Queenstown

Sonnenuntergang in Queenstown

Sonnenuntergang in Queenstown

Queenstown

Queenstown

Blick auf Kapiti Island

Blick auf Kapiti Island

auf Kapiti Island

auf Kapiti Island

in Hobbiton

in Hobbiton

in Hobbiton

in Hobbiton

Mit Freu(n)den um die Welt

Erinnerung an ein fünfmonatiges Sommermärchen

Neuseeland

Auckland
Nach gut fünf Stunden senkt sich der Flieger zur Landung in Auckland. Nur, jetzt schreiben wir einen Tag später, denn die Datumsgrenze wurde überflogen. Auf dieses Ereignis habe ich mit einer Flasche Bier angestoßen.
Die Gepäckkontrolle in Auckland ist wesentlich gründlicher als in den 80er Jahren. Mit Lautsprecherdurchsagen, schriftlichen Hinweisen, Durchleuchtungsanlagen und Hunden wird informiert bzw. kontrolliert, dass keine Lebensmittel und andere tierische Stoffe ins Land eingeführt werden. Früher ging eine Stewardess mit Spraydose durchs Flugzeug.
Schmiedel wartet bereits am Ausgang und glücklich fallen wir uns in die Arme. Zwei Jahre haben wir auf diesen Moment gewartet. Nun schnell ins Hotel, einchecken und das Abenteuer kann beginnen. Heute lassen wir es noch etwas bedächtig angehen, wandern zum Hafen und planen unter Zuhilfenahme einiger Pitcher die weitere Vorgehensweise.
Im Vergleich zu meinem ersten Besuch, Anfang 1989, hat sich in der mit 405.000 Einwohnern größten Stadt des Landes viel verändert. Burgerläden in dieser Menge hat es nicht gegeben, auch nicht die zahlreichen, etwas mehr als einen Meter breiten, meist asiatischen Verpflegungszeilen. Doch am stärksten bin ich über die Preisexplosion erstaunt, das habe ich anders in Erinnerung.
In Neuseeland ist es, wenn ich so an die letzten Wochen denke, doch relativ kühl und erstmals nach über einem Monat greife ich wieder zur Jacke, und das im Sommer.
Das aus Nord- und Südinsel und 700 kleinen Inseln bestehende Land der langen weißen Wolke liegt rund 2.000 Kilometer südlich von Australien im Pazifischen Ozean. Flächenmäßig ist es geringfügig größer als die alte Bundesrepublik. Eine abwechslungsreiche Natur erfüllt alle Erwartungen. Auf der Nordinsel findet man eine sanfte grüne Hügellandschaft, Sandstrände und Vulkane. Fjorde und Gletscher prägen das Bild der Südinsel. Die Farne sind endemisch, auf den Kiwi, einen nachtaktiven flugunfähigen Vogel im Federkleid und den Kea, eine Papageienart, trifft man nur hier.
Das Bevölkerungswachstum ist leicht positiv, etwa 4,5 Millionen Menschen wohnen im Land. Erklärte man früher gern, dass auf jeden Neuseeländer zehn Schafe entfallen, so ist diese Gleichung nunmehr hinfällig. Die Anzahl der Wolllieferanten ist rückläufig und wird auf 30 Millionen geschätzt. Progressiv entwickelt sich die Milchviehhaltung auf über 5 Millionen Tiere. 90 Prozent der Milchprodukte werden exportiert, damit ist Neuseeland größter Exporteur weltweit. Weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Jeder zehnte „Kiwi“ findet in dieser Branche Beschäftigung.
Nach einem eher kargen Hotelfrühstück skypen wir mit dem erweiterten Stammtisch. Motiviert durch die guten Wünsche kümmern wir uns um einen Mietwagen, nehmen einen Nissan in Empfang und fahren südwärts. Auf den Weiden in dieser Gegend sind weitaus mehr Kühe und Rinder als Schafe zu sehen. In Cambridge legen wir eine kleine Pause ein und erfrischen uns etwas. Schmiedel erhält einen wunderbar verzierten Capuccino. Eine eindrucksvolle weiße Holzkirche in diesem Ort wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben.


Rotorua
Am frühen Nachmittag erreichen wir Rotorua und haben unser Tagesziel geschafft. Ein Hotel mit halbwegs akzeptablem Preis ist im dritten Anlauf gefunden. Mit dem Auto fahren wir nach Whakarewarewa. 1989, so erinnere ich mich gerne, ließen wir unseren Wagen stehen, gingen zu Fuß und ein freundlicher Herr reichte uns seinen Autoschlüssel, damit wir es bequemer hätten.
Der verlangte Eintrittspreis erstaunt mich, dabei spielt dieser Ort zur Darstellung und Erklärung der Maori-Kultur nicht mehr die Rolle von früher und das Versammlungshaus wird gerade renoviert. Dafür zeigt sich der Pohutu Geysir von seiner besten Seite und schießt lange Fontänen heißen Wassers in die Luft. Es zischt, dampft und köchelt an vielen Stellen und ein schwerer Schwefelgeruch hängt über der Anlage.
Die Maori bilden knapp 15 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen dieser Ureinwohner liegt deutlich unter dem Landesniveau, in der sozialen Unterschicht sind sie überproportional vertreten. Das ursprünglich aus Polynesien kommende indigene Volk besiedelte das Land vermutlich im 13. Jahrhundert. Im Jahre 1840 wurde der Vertrag von Waitangi unterzeichnet. Er regelt den ungetrübten Besitz von Land, Wäldern und Fischgründen. Einem Maori-Kollektiv aus sieben Stämmen wurde im Jahre 2008 176.000 Hektar kommerzielle Waldfläche und die Einnahmen aus deren Bewirtschaftung zugesprochen.
Als nächstes steht der Lake Rotorua auf dem Programm. Enten, Gänse und Schwäne, weiße und schwarze, schwimmen am Ufer entlang. Ein paar Passanten werfen ihnen Brotreste zu, die gierig angenommen werden. Zurück im Hotel bade ich im warmen Pool und danach im über 40 Grad heißen Thermalwasser.
Unser Motelvermieter meint, dass man im pigs + whistle gut essen könne. Es ist nicht sehr weit von der Unterkunft entfernt und soll einen guten Ruf haben. Gern folgen wir seiner Empfehlung und sind auch nicht enttäuscht worden. Die Bestellung wird am Tresen entgegen genommen, die Speise dann aber von einer Kellnerin oder einem Kellner serviert. Getränke holt man selbst von der Theke ab, nicht nur in diesem Lokal. Es ist allgemeine Gepflogenheit in Neuseeland. Später lauschen wir hier einer Lifeband und ich fühle mich stark an meine Jugendzeit erinnert. Auf dem Heimweg weht ein kühler Wind.
Es folgt ein Wochenende, wie man es sich wünscht, warme Sonne und blauer Himmel. Bis Wellington sind etwa 460 Kilometer zurückzulegen. Die Umgebung macht Spaß, zunächst fahren wir kilometerweit am Lake Taupo entlang. In der Gegend gibt es ebenfalls viele Thermalquellen. Danach bestimmt der Mt. Taranaki, früher bekannt als Mt. Egmont, das Bild. Sein Gipfel ist von Schnee bedeckt. Wir haben viele Serpentinen zu passieren, kommen durch kleine Ortschaften und staunen über die unvorstellbar hohen Hecken auf den an die Straße angrenzenden Feldern. Dass wir unterwegs wegen Geschwindigkeitsübertretung geblitzt werden, erfahren wir erst nach der Rückkehr in Deutschland.


Wellington
Nachmittags erreichen wir die Hauptstadt und checken im vorher gebuchten Hotel ein. Es liegt zentral und wir benötigen kein Taxi für unsere Unternehmungen. Die Einwohnerzahl von Wellington beträgt knapp 200.000. Nun sind es nur noch ein paar Schritte zum Beehive, dem Bienenstock. In diesem Gebäude tagt das Kabinett. Etwas weiter erhebt sich das Old Government Building. Bei Fertigstellung war es das größte Haus Neuseelands und heute, von einem japanischen Palast abgesehen, das größte Holzgebäude der Welt. Eine längere Pause legen wir in einem Lokal am Hafen ein. Kernige Oldiemusik dringt aus den Lautsprechern und ist so recht nach unserem Sinn. Etwas schwer tun wir uns bei der Suche nach einem netten Lokal zum Abendessen, sind dann allerdings doch erst fündig und später satt geworden. Der Lift, der in die höheren Bezirke und zu unserem Hotel führt, hat bereits Feierabend und so ist ein kleiner nicht geplanter Fußweg unumgänglich.
Heute schreiben wir Sonntag. Im Hotel informieren wir uns über die Fähre auf die Südinsel nach Picton und haben dann das Glück, einen Platz auf der letzten um 20.00 Uhr zu erwischen. Wir bleiben in der Innenstadt, frühstücken fürstlich und fahren anschließend mit der Cable Car hinauf zum Botanischen Garten. Ein Souvenirladen im Zentrum hat trotz Feiertag geöffnet und so kaufen wir ein paar Ansichtskarten und fragen nach Briefmarken. Sofort macht sich eine Verkäuferin auf dem Weg und sieht nach, ob die Post geöffnet hat. Leider nicht, aber trotzdem, was für ein Service!
In einem Getränkeshop organisieren wir uns einen Sechserpack Bier, den wir direkt aus dem Kühlhaus holen. Und dann haben wir viel Zeit, setzen uns an die Pier und essen ein Eis, sehen Kindern beim Go-Cartfahren zu oder beobachten Möwen und Spatzen. Zurück beim Auto erfreut uns ein Knöllchen wegen Falschparkens. Den Hafen erreichen wir rechtzeitig. Vor uns ankert die Sun Princess, wir hatten sie vor einigen Tagen in Auckland auch schon gesehen.
Die Überfahrt dauert gut drei Stunden, wieder einmal begleitet von einem schönen Sonnenuntergang. Auf dem Gang spielt ein Passagier auf seinem Schifferklavier, ein Gitarrist gesellt sich zu ihm und schon ist eine neue Band gegründet. Unser Hotel liegt nicht weit vom Hafen entfernt und müde sinken wir in die Federn.


Picton

Heute nehmen wir an einer Fahrt über die Marlborough Sounds teil. Schmiedel hat auf diesen Ausflug bestanden und ich bin froh, dass wir uns dazu entschieden haben. Das Boot hält an über zehn Anlegestellen der Inselgruppe, bringt neue Gäste, nimmt andere in Empfang, verteilt Post und liefert frische Laken aus dem Waschsalon ab. Alles in allem eine runde Sache und als Höhepunkt haben wir das Vergnügen, Delphine aus nächster Nähe zu beobachten. Sie ziehen auf beiden Seiten unseres Bootes ihre Kreise und erfreuen uns mit ihren Sprungdarbietungen. Leider ist es sehr schwer, dieses Spektakel im Bild fest zu halten. Schade nur, dass die Sonne sich hinter dicken Wolken versteckt hält. Zurück an Land stärken wir uns mit einem Hot Dog, der auf Wunsch unverständlicherweise auch mit Käse serviert wird.


Unterwegs auf der Südinsel

Danach fahren wir in südlicher Richtung durch das Weinanbaugebiet von Neuseeland. Mir war vorher nicht bekannt, dass dieses Produkt hier einen solchen Stellenwert einnimmt. Auch ein Salzsee, der, so scheint es, noch wirtschaftlich genutzt wird, liegt am Weg. Kurz vor dem Ziel erleben wir dann noch einen kleinen Höhepunkt: Seelöwen räkeln sich auf den Steinen und Felsen, die aus dem Wasser des Pazifik herausragen. Ein großzügiger Parkplatz ermöglicht allen Autofahrern, diesem Schauspiel beizuwohnen.
In Kaikoura beziehen wir ein Zimmer direkt am Meer, essen und trinken etwas in einer benachbarten Gaststätte und freuen uns auf die morgige Walbeobachtung. Im Lokal hängen diverse Spielautomaten und die Gäste verfolgen aufmerksam ihren Einsatz.
Um sechs Uhr klingelt der Wecker. Regen, Kälte und Ungemütlichkeit umgeben uns. Jetzt schnell anziehen und ab zur Walbeobachtung. Doch dem ist nicht so, die Tour wird abgesagt wegen stürmischer See und damit verbundenem hohen Wellengang. Man könnte bis zehn oder elf Uhr warten, aber keiner weiß, ob die Wetterlage sich ändern wird. Wir jedenfalls entschließen uns zur Weiterfahrt und planen, auf der Rückfahrt nach Wellington dieses Abenteuer noch einmal in Angriff zu nehmen.
So fahren wir bei strömendem Regen weiter in Richtung Queenstown. Der Tag ist als Transfertag abgehakt und mehr erwarten wir nicht von ihm. Doch von wegen. Kaum erreichen wir die Alpen, ändert sich das Wetter, alle Wolken verziehen sich, die Sonne kämpft sich hervor und der Lake Tekapo offenbart sich uns mit seinem fast schon kitschig wirkenden Türkis in voller Schönheit. Wein wird angebaut, riesige Bewässerungsanlagen sorgen dafür, dass die Früchte auf den Feldern nicht vertrocknen. Eine Kirche wurde als Souvenirstätte umgebaut. Manche Farmer haben sich auf Alpaka-Haltung spezialisiert.
Am Spätnachmittag erreichen wir Queenstown und haben gleich beim ersten Motel Glück. Es liegt direkt am See und bietet einen wunderschönen Blick. Wir schlendern zum Hafen und ich bin erstaunt: die Earnslaw, ein Touristendampfer, ankert hier noch wie vor fünfundzwanzig Jahren. Zum Abendessen suchen wir uns ein gemütliches Lokal am Strand und sind danach in der richtigen Stimmung für einen unvergesslichen Sonnenuntergang.
Der Milford Sound ist unser nächstes Ziel. Wir verlassen Queenstown in Richtung Te Anau. Dort besorgen wir uns in einer Tankstelle mehr zufällig und nur, weil der Wirt uns darauf anspricht, einen Fahrschein für das Schiff. Eine Unterkunft für die Nacht ist schnell gefunden und erwartungsvoll fahren wir dann in der prallen Vormittagssonne weiter zum Sound. Er liegt von Queenstown genau 291 Kilometer entfernt. Ein herrliches Panorama umgibt uns. Leider verschlechtert sich das Wetter, je näher wir kommen, desto bewölkter wird es. Zunächst denke ich, es hängt mit der Höhenlage zusammen, aber das ist nicht der Fall. Während wir vor einer Ampel auf die Tunneldurchfahrt warten versucht ein frecher Kea, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz ärgern uns die unzähligen Sandfliegen, der Mitre Peak ist noch halbwegs zu erkennen Wir besteigen die Lady Bowen. Dieses relativ kleine Schiff kann aufgrund seiner Größe näher an das Ufer heranfahren. In den ersten Minuten können wir noch alles gut erkennen, doch die Perspektive verschlechtert sich zunehmend und der weltbekannte Mitre Peak, der auf unzähligen Ansichtskarten in der Sonne leuchtet, ist fast von Wolken oder Nebel verhüllt. Seinen Namen erhielt der Berg wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Mitra, einer Bischofsmütze.
Dicke Regentropfen peitschen aufs Schiff, manchmal ist das gegenüberliegende Ufer des Fjords nicht mehr zu sehen, ungemütliche Nebelschwaden versperren die Sicht. Spektakuläre Wasserfälle, so auch die bekannten Bowen Falls, sind manchmal nur zu erahnen. Ab und zu erfasst eine heftige Windbö das Fallwasser dermaßen, dass es ein surreales Bild ergibt. Da interessieren auch nicht die Seehunde, die vor uns auf einem Felsvorsprung dösen. Delphine, wie beim letzten Mal, lassen sich gar nicht erst blicken. Ich bin schon ein wenig enttäuscht, habe den Sound aber ja zum Glück schon bei besserem Wetter gesehen. Schmiedel hingegen ist zum ersten Mal hier, aber was soll man dagegen tun …
Auf der Heimfahrt halten wir noch für ein Foto beim Punkt “The Devide”. Hier beendeten wir 1989 unseren dreitägigen Routeburn-Track. Einen weiteren Stopp legen wir beim Mirror Lake ein, aber auch hier ist der Spiegeleffekt wegen des Regens nicht gegenwärtig. Schade, auf der Hinfahrt hätten wir bei relativ gutem Wetter genügend Gelegenheiten gehabt, um diese Naturschönheiten in Ruhe zu betrachten.
Unser Motelbetreiber überrascht uns mit einem Heizkörper im Zimmer. Bei strömendem Regen suchen wir ein Restaurant am Lake Te Anau auf und ich gönne mir eine Schafskeule, Schmiedel entscheidet sich für das saftige Steak.


Queenstown

Jetzt haben wir noch ein paar Tage Zeit und können uns das möglicherweise touristische Zentrum des Landes in Ruhe anschauen. Schmiedel hat eine Verabredung, er hat ein Date in einem Tattoo-Studio und lässt sich den rechten Oberarm mit schönen Maori-Symbolen tätowieren. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, es ist sehr gelungen und stolz präsentiert er mir seinen neuen Körperschmuck.
Auf mich warten profanere Dinge. Auf der Post gebe ich ein Paket mit alten Unterlagen, Souvenirs und nicht mehr benötigten Reiseführern ab, wundere mich aber über den exorbitant hohen Preis für die Beförderung. Später heißt es dann Wäsche waschen, eine Waschmaschine steht Gästen im Hotelkeller zur Verfügung. Die meisten Beherbungsbetriebe in Neuseeland, in denen wir abgestiegen sind, haben eine Heizspirale zum Trocknen für Handtücher und andere nasse Wäsche im Badezimmer.
Aufgrund der Preiseskalation frühstücken wir immer im Zimmer, die Verpflegung im Supermarkt ist doch erheblich preiswerter und Schmiedels Bacon & Eggs sind einfach nicht zu toppen. In den Lokalen, die wir natürlich nicht total meiden, treffen wir häufig auf junge Angestellte aus Deutschland. Sie sind unter dem Motto "work and travel" unterwegs und finanzieren mit diesen Jobs ihre Reise, so auch eine Mitarbeiterin in unserem Motel. Eine Kielerin, mit der wir ebenfalls in Queenstown sprechen, war vorher jeweils ein Jahr in den USA und Australien.
Einmal fahren wir mit dem Lift auf den Hausberg und genießen die unvorstellbar schöne Aussicht auf die Stadt, den See Wakatipu und die von tollen Bergen umgebene Landschaft. Aber man kann sich auch sportlich betätigen. Fahrradwege sind für den Weg nach unten angelegt und Möglichkeiten zum Luging. So wird das Hinabgleiten auf einer Art Matte bezeichnet. Es ist sehr begehrt, wir nehmen aber lieber den Fahrstuhl und begeben uns dann unverletzt und ohne Schürfwunden zum Minigolfplatz.


Von der Süd- auf die Nordinsel

Auf der Weiterfahrt in Richtung Norden kommen wir an riesigen Kuhherden vorbei, es muss sich um mehrere hundert Tiere handeln. Brücken führen über trockene Flussläufe. Beim Fahren wechseln wir uns gegenseitig ab, wobei ich festgestellt habe, dass die Rolle als Beifahrer nicht jedermanns Sache ist. Heute sitze ich am Steuer. Der Vordermann, ein PKW mit Bootstrailer, fährt relativ langsam und ich nutze die nächste Gelegenheit zum Überholen. Dabei muss ich wohl das Gaspedal etwas zu forsch durchgedrückt haben. Jedenfalls gebietet uns ein Polizist anzuhalten und informiert, dass wir die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 13 Stundenkilometer überschritten haben. Freundlich lächelnd drückt er mir den Strafbon in die Hand: 80 Dollar, also ca. 50 Euro, kostet der Spaß.
In Kaikoura erwischen wir das letzte Appartement im schon bekannten Motel. Diese Form des Wohnens gefällt uns eigentlich ganz gut, die Preise sind im Vergleich zu einem üblichen Hotel eher moderat, denn dort hätten zwei Zimmer mehr gekostet und ein Parkplatz ist immer dabei. Heute scheint die Sonne und wir freuen uns auf die morgige Walbeobachtung. In der Rezeption bitten wir um Buchung einer Fähre über die Cook-Straße zurück nach Wellington.
Schmiedel zaubert ein leckeres Abendessen auf den Tisch, danach gehen wir noch ins Zentrum und trinken etwas. Im letzten Lokal arbeiten zwei junge Deutsche, eine Frau aus Hamburg und ein Mann aus Nürnberg. Sie informieren uns über einige Interna in Neuseeland. So erfahren wir, dass der Mindestlohn 15 Dollar/Stunde beträgt, eine Packung Zigaretten zur Zeit 25 Dollar (25 Stück also 15 Euro) kostet und eine weitere Preiserhöhung erwartet wird. Die BYO (bring your own) Lokale, vor Jahren waren sie noch allgegenwärtig, spielen keine große Rolle mehr. Früher, beim ersten Besuch, versorgten wir uns im Bottle- oder Liquorshop mit Wein oder Bier, weil die Restaurants keine Lizenz zum Alkoholausschank hatten. Heute hat jedes Speiserestaurant, von Ausnahmen abgesehen, diese Berechtigung. Auf Einhaltung der Alkoholvorschriften wird gegenwärtig in Neuseeland stark geachtet. Ein herrlicher und intensiver Sternenhimmel begleitet uns auf dem Rückweg zum Hotel.
Anderntags stehen wir rechtzeitig auf, fahren zum Hafen und warten auf die Abfahrt des Bootes. Aber auch jetzt ist uns das Glück nicht hold: Die Beobachtungsfahrt fällt wieder aus wegen schlechtem Wetter. Ich bin total enttäuscht.
So fahren wir nach Picton und überholen dabei, welch Wunder, eine alte Borgward Isabella. Nach dem Frühstück besuchen wir das nicht besonders interessante Aquarium und warten auf die Abfahrt der Fähre. Es regnet zeitweilig und dicke Wolken legen sich um die Bergspitzen. Am Kriegerdenkmal werden die Gefallenen geehrt unter dem Motto: for King and country. In Wellington angekommen, fahren wir südwärts bis Paraparaumu und finden dort eine preiswerte Unterkunft in Ozeannähe.
Wir bleiben ein paar Tage in diesem eher ruhigen Ort und werden von einem sehr freundlichen und hilfsbereiten Motel-Ehepaar betreut. Sie ist gebürtige Koreanerin, er kommt aus Japan. Unsere Lodge ist noch weihnachtlich geschmückt. Wir freuen uns wieder über ein windiges, aber sonniges Sommerwetter. Eine Fahrt zur Kapiti Insel ist wegen starkem Sturm nicht möglich, aber wir reservieren die Bootspassage für den nächsten Tag. Jetzt können wir es einmal langsam und bedächtig angehen lassen.
Schmiedel entscheidet sich, auf dem nahe gelegenen Golfplatz eine Runde zu absolvieren. Und er spielt auf prominentem Rasen, hier hat Tiger Woods auch schon sein Können demonstriert.
Bei mir ist mal wieder ein Haarschnitt fällig und so gehe zum Friseur und anschließend an den Strand. Ein heftiger Wind weht mir ins Gesicht, aber trotzdem ist es ein schöner ruhiger und entspannender Spaziergang. Ein Junge nutzt das Wetter und lässt seinen roten Drachen steigen.
Im Haus neben unserer Unterkunft beklagt sich ein Hund mit lautem Gejaule und Bellen. Er ist viel zu kurz angebunden und die Hotelwirtin spielt schon mit dem Gedanken, die Polizei einzuschalten. Glücklicherweise kommt dann aber die Halterin des Tieres und erlöst ihn von der Leine. Abends investieren wir in ein paar Pitcher Bier in einem Pub, wo permanent Pferde- und Hunderennen gezeigt und Wetten angenommen werden.
Der Wettergott meint es gut mit uns und so fahren wir am nächsten Morgen mit einem kleinen Boot auf die Insel Kapiti. Doch zuerst erhalten wir eine Bordkarte, eine kleine Sicherheits- und Verhaltensbelehrung und dann dürfen wir aufsteigen. Ein Traktor mit Riesenrädern zieht uns auf dem Trailer ins Wasser und dann gleiten wir davon. Etwa 20 Minuten dauert die Überfahrt. Sechs Menschen leben dauerhaft auf Kapiti, die tägliche Besuchergrenze liegt bei 50 Personen. Eine Hamburgerin, geboren in Neuseeland, ist mit an Bord.
John, unser auf der Insel lebender Guide, nimmt uns zuerst mit zu sich nach Hause, erklärt die weiteren Aktionen und dann brechen wir zusammen auf. Wir erhalten wertvolle Informationen und sehen eine ganze Reihe interessanter Vögel, deren Namen ich aber nicht behalten habe. Erinnern kann ich mich an den endemischen Tui, an einige Waldpapageien, die hier Kaka heißen, und an viele Kakarikis, an Ziegensittiche. Etwa 1.200 Kiwis wurden auf der Insel gezählt. Sie sind nachtaktiv und von daher sehen wir nur ihre Nester bzw. Höhlen. Gäste, die die Nacht auf Kapiti Island verbringen, haben die Möglichkeit, diese Vögel mit Fellkleid auf einer Wanderung im Mondschein zu beobachten. Jedenfalls meistens.
Wir steigen den Berg hinauf und haben eine wunderbare Sicht auf den Pazifik und auf das Festland. Viele Fallen sind aufgestellt, um die Insel vor einer Überpopulation von Ratten, Opossums, Wiesel und anderen eingeschleppten Tieren zu schützen. Nach dem Lunch werden wir wieder nach Paraparaumu geschippert, holen unser Gepäck vom Motel und verabschieden uns herzlich von unseren Gastgebern. Sie überraschen uns noch mit einer Karaffe Eiskaffee. In nördlicher Richtung geht es weiter, wieder haben wir eine gute Sicht auf den schneebedeckten Mt. Egmont. Die nächste Nacht verbringen wir in Taumarunui.
Bei wolkenfreiem Himmel und einer Temperatur von 26 Grad fahren wir zu den Waitomo Caves, die wir auch vor 25 Jahren besichtigt hatten. Ich erinnere mich noch genau, dass ich diese Tour zukünftig nur noch individuell angehen wollte, um die Glühwürmchen in aller Ruhe und ohne Gelächter, Geschrei oder sonstige Störungen von anderen Booten zu genießen. Aber wer kann sich das schon erlauben. Wir gehen zunächst hinunter in eine Tropfsteinhöhle und lauschen den Informationen unserer Begleiterin. Selbst die Wiener Sängerknaben sollen in dieser einer Kathedrale ähnelnden Höhle schon gesungen haben.
Dann steigen wir in die Boote und schleichen andächtig über das Wasser, über und neben uns unzählige Glühwürmchen - es ist ein Erlebnis voller Ehrfurcht und Demut, fast schon kitschig, und an der Disziplin der Mitreisenden ist zum Glück nichts auszusetzen. Sie wissen sich zu benehmen und kein Lachen oder sonstige unnötige akustische Laute stören wie beim letzten Mal die Besichtigung. Zunächst begleitet uns ein Asiate mit Kleinkind, aber er hat sich, so glaube ich, schon vor der Bootsbesteigung wieder verabschiedet.
Über den schon bekannten Ort Cambridge geht es weiter. Nachmittags folgt dann das zweite Highlight des Tages: ein Besuch von Hobbiton, dem Drehort der Filme “Herr der Ringe” und “Hobbit”.
Ein einmaliges Erlebnis, mit einem Bus werden wir durch die perfekt passende Landschaft in das Dorf gefahren. So sehen wir die Erdhäuser der Hobbits, die wunderbare sanft hügelige Umgebung, erfahren viel über das Projekt und haben darüber hinaus noch ein Sommerwetter par excellence. Nach meiner Rückkehr werde ich mich mal mit dem Herrn der Ringe befassen. Schmiedel ist in dieser Beziehung weiter, er kennt die Trilogie und auch das erste Hobbit-Buch. Was wurde hier nur investiert, für jede Hütte mussten mehr als eine Million Dollar aufgewendet werden und die Schafe wurden extra aus England eingeflogen. Ein auf dem Dach befindlicher Baum wurde vorher entwurzelt, auf dem Haus neu fixiert und mit mehreren tausend künstlichen aber natürlich aussehenden Blättern versehen.
Auf der Weiterfahrt verringert sich die Schönheit der Gegend keinesfalls. In den meisten Orten steht ein Kriegerdenkmal, anmutige gemütliche Holzhäuser verleihen einen besonderen Charme. Auch hier wurden Kirchen zu Boutiquen umfunktioniert. Wieder sehen wir Bauernhöfe mit Alpaka-Zucht, aber auch Wapitis werden hin und wieder gehalten.
In Hamilton suchen wir uns ein passables Motel, essen vorzüglich im “Lone Star” und bleiben dann noch eine Weile in einem Irish Pub, der sich um 22.30 Uhr mächtig füllt. Den Gitarristen, der uns mit Lifemusik unterhält, wird es gefreut haben.
Jetzt sind wir wieder in Auckland, dem Ausgangspunkt unserer Rundreise, angekommen und geben das Auto ab. Unser Nissan hat uns nicht im Stich gelassen, Platz genug war vorhanden und der Preis auch okay. Da ich "versäumt" habe, die Gebühr für die Geschwindigkeitsübertretung rechtzeitig zu bezahlen, wird es später in Deutschland noch ein Nachspiel geben. In der QT Tavern verabschieden wir uns von Neuseeland.

Ein Video über diesen Teil der Reise um die Welt kann bei Youtube unter

https://www.youtube.com/watch?v=gN2aezx9hFY&t=6s


angesehen werden, viel Spaß!

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