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Wanderdünengebiet El Jable

Wanderdünengebiet El Jable

Kite Surfer

Kite Surfer

Grandes Playas

Grandes Playas

"Popcorn" Beach

"Popcorn" Beach

chillen in Corralejo

chillen in Corralejo

Kunst aus Sand

Kunst aus Sand

auf Isla de Lobos

auf Isla de Lobos

auf Isla de Lobos 2

auf Isla de Lobos 2

auf Isla de Lobos 3

auf Isla de Lobos 3

auf Isla de Lobos 4

auf Isla de Lobos 4

Tintenfische, frisch gefangen

Tintenfische, frisch gefangen

Winterliches Strandvergnügen im Atlantik

Fuerteventura - Ilha do Sal

Fuerteventura

Jahrzehntelang hatte ich die Kanaren gemieden, da mein bisher einziger Urlaub in dieser Region, 1984 auf Gran Canaria, aus unterschiedlichen Gründen ein Reinfall war. Nun also auf zum zweiten Versuch. Gut vier Stunden dauert der Flug und dank der Unterstützung meiner Exkollegin Sandra kann ich den TUI-Shuttle-Service in Anspruch nehmen und werde für wenig Geld vom Flughafen nach Corralejo, direkt zum Atlantic Garden Resort, gefahren. Die relativ günstige Ferienanlage liegt zwischen den Grandes Playas und dem Zentrum der Stadt. Alle Ziele sind fußläufig gut zu erreichen. In fünf Minuten bin ich am Strand. Gleich nebenan, im Centro comercial, befinden sich ein paar Boutiquen, Restaurants, Bäckereien und Tourveranstalter. Es wundert mich, dass für den Zimmersafe und das WLAN eine zusätzliche Gebühr erhoben wird.

Von Corralejo, ehemals ein kleines Fischerdorf und heute ein Ferienzentrum mit rund 15.000 Einwohnern und gut 20.000 Gästebetten, hatte ich im Vorwege nicht nur Gutes gehört. Auch mein erster Eindruck ist nicht unbedingt positiv, als zwei riesige Hotelanlagen in den Grandes Playas vor uns auftauchen und ein paar Gäste den Flughafenbus verlassen, um in dieser künstlichen Eigenwelt ihre Ferien zu verbringen. Meinem Reiseführer entnehme ich, dass Briten den Hauptanteil der Gäste stellen, später werde ich feststellen, dass sich hier auch viele Holländer, Italiener und Deutsche aufhalten. Irgendjemand hat mir im Vorwege erzählt, dass in dieser Region mehr Fish ´n Chips-Läden als einheimische Lokale existieren. Und das ist, glücklicherweise, absolut nicht der Fall.

Aber jetzt ist auch Schluss mit dem Nörgeln und ich stürze mich hinein in die Szene. Nach ein paar Minuten ist die Hauptstraße erreicht und Geschäfte aller Couleur reihen sich wie Perlen an der Schnur aneinander: Shopping Center, Restaurants, Tapas Bars, Steakhäuser, ein Spar-Laden, Modeboutiquen, Schmuckläden, Cocktail-Lounges, Cafeterias und eine Tankstelle, wo ein Liter Superbenzin 0,872 Euro kostet (in Deutschland zeitgleich etwa 1,24). Kurze Zeit später ist die Altstadt, die Casco Viejo, erreicht, wo diverse Fischrestaurants um Kundschaft buhlen. Ich entschließe mich für das Lokal „Cofradia de pescadores“, was etwa ´Bruderschaft oder Haus der Fischer´ bedeutet, direkt am Hafen an der Muelle Chico, rustikal, einfach, aber mit tollem Ambiente, setze mich draußen unter ein Zelt und bestelle mein Abendessen. Die Avocado mit Shrimps ist ein Genuss, der Schwertfisch als Hauptgang nicht minder. Hier sitze ich wirklich unter Einheimischen, nebenan im Lokal spielen die Fischer Karten und streiten derart lautstark, dass ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann. Auch der freundliche Kellner grinst mich vielsagend an. Auf dem Heimweg trinke ich noch Wein in verschiedenen Lokalen, u. a. im „El Pajaro“ und treffe später an der Hotelbar auf Vic. Er kommt aus Irland, überwintert hier, ist sehr sympathisch und hat viel zu erzählen. Wir werden auch an den nächsten Abenden den Tag gemeinsam an der Bar ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen schlendere ich zum Strand und frühstücke unter freiem Himmel in der Waikiki Beach Bar. Das Thermometer zeigt 22 warme Grad an und etliche Personen gönnen sich ein Sonnenbad. Anschließend wandere ich gemächlich zu den Grandes Playas, der acht Kilometer langen Strandlandschaft, die sich unmittelbar an den Ort anschließt. Weißer Sand soweit das Auge reicht, wären da nicht die zwei schon erwähnten Hotelkolosse …
Der Bebauungsstopp kam einfach zu spät. Kite-Surfer vergnügen sich im Wasser und erreichen dank der Windverhältnisse eine enorme Geschwindigkeit. Badende Gäste oder Schwimmer kann ich nicht erkennen.

Gleich hinter der riesigen Strandlandschaft erstreckt sich das 24 Quadratkilometer große Wanderdünengebiet „El Jable“. Es ist ständig in Bewegung und steht seit 1982 unter Naturschutz, Übertretungen werden streng geahndet. Diese Dünenlandschaft ist sicherlich ein landschaftliches Highlight auf der Insel.

Abends steuere ich ein etwas vornehmeres Fischrestaurant im Hafen an, wo mir ein ungeduldiger Kellner sofort die Karte reicht und auf meine Bestellung wartet. Als ich erkenne, dass die Speisen in diversen Sprachen, nur nicht auf Spanisch, angeboten werden, stehe ich auf und verlasse schnurstracks das Lokal. Bis zur „Cofradia de pescadores“ sind es nur ein paar Schritte.

Heute bin ich mit Sandra verabredet. Sie wohnt im Süden der Insel und wir sind um die Mittagszeit verabredet. So habe ich vorher noch Zeit, mich um einen Transport zum Flughafen nahe der Inselhauptstadt Puerto del Rosario für den übernächsten Tag zu kümmern. In den Reisebüros werden mir Taxis zu einem Festpreis angeboten, allerdings mit dem Hinweis, dass man einen möglicherweise besseren Preis erzielt, wenn man den Fahrer selbst fragt. Im Zentrum schließlich erhalte ich ein Angebot, das ich sofort annehme.

Sandra arbeitet in der Tourismusbrache und kennt sich gut aus auf der Insel. In nördlicher Richtung fahren wir, immer das wilde Meer im Blick, durch eine karge Steingegend, die mich an eine Mondlandschaft erinnert, zum so genannten Popcornstrand. Und tatsächlich, die versteinerten Korallen lassen an dieses Knabbergebäck erinnern. Auf staubigen Wegen kommen uns Quad- und Buggyfahrer entgegen. Für sie ist die Insel sicher ideal. Hin und wieder sehen wir Surfer oder Kiter, wie sie mit der tosenden Brandung ringen.
Unser nächstes Ziel heißt Faro de El Tostón, ein weiß-rot gestreifter Leuchtturm. Das hier ebenfalls angesiedelte Museum „Musea de la Pesca Traditional“ hat heute leider geschlossen. Auf schmaler Straße geht es dann, an den Caletillas, durch Lavazungen voneinander getrennte Sandbuchten, vorbei zum Fischerdorf El Cotillo und über Lajares zurück nach Corralejo. Ein interessanter Ausflug, auf dem ich viel gelernt habe. Später erholen wir uns am Hafen in einem Café mit Meerblick.

Abends lande ich in der urigen Tapas Bar „Cannes“ und stärke mich mit einheimischen Köstlichkeiten. Freundliche Kellnerinnen aus Slowenien kümmern sich kompetent um die anwesenden Gäste. Zurück im Hotel erfahre ich, dass Werder Bremen in Leverkusen 4:1 gewonnen hat, auch die Lieblingsmannschaften von Vic und Ian aus England, der sich zu uns gesellt, haben gewonnen und so findet ein interessanter Tag noch einen würdigen Abschluss. Braulio, der sympathische Barkeeper aus Chile, schafft es, dass ich mir im Fernseher noch die Tore als Aufzeichnung ansehen kann. Ihn hatte ich gebeten, nur in spanischer Sprache mit mir zu sprechen, um etwas Praxis zu erwerben und er hat sich daran gehalten. In anderen Lokalen und Geschäften wurden oder werden meine auf Spanisch gestellten Fragen sofort in Englisch beantwortet.

Fuerteventura, knapp 110.000 Einwohner, ist, nach Teneriffa, zweitgrößte Insel der Kanaren. Sie ist am dünnsten besiedelt und weist die geringste Niederschlagsmenge auf. Der karge Boden gibt wenig Grünland her, sodass Futter für die Ziegenhaltung zusätzlich importiert werden muss. Außer der Produktion von Ziegenkäse und der Gewinnung von Meersalz gehört der Tomatenanbau noch zu den wichtigsten Sparten der Landwirtschaft, seit einiger Zeit wird auch die Heilpflanze Aloe Vera gezüchtet. Hauptwirtschaftszweig ist natürlich der Tourismus, etwa zwei Millionen Gäste machen der Insel jährlich ihre Aufwartung. Politisch gehören die kanarischen Inseln zu Spanien, geographisch jedoch zu Afrika.

Heute meint es die Sonne besonders gut und das Thermometer schnellt auf 25 Grad. Gut gelaunt wandere ich am Meer entlang, sehe mir ein paar landestypische Mühlen in der Innenstadt an und beschließe, zur Nachbarinsel „Isla de Lobos“ zu fahren. Eine mehrstündige Rundfahrt auf einem Katamaran ist mir zu teuer. Die Überfahrt dauert nur 15 Minuten und man hat permanent die Nachbarinsel Lanzarote auf der einen und die Grande Playas bzw. El Jable auf der anderen Seite im Blick. Die auch Islote de Lobos genannte Insel ist autofrei und steht unter Naturschutz. Dünen, Salzwiesen und kleine Vulkankegel bestimmen die Landschaft. Zunächst gehe ich gemütlich zur Playa de la Calora, wo sich einige Gäste im warmen Sand räkeln und von der Nachmittagssonne bescheinen lassen. Ein Raubvogel jagt ein kleines Kaninchen, jedoch ohne Erfolg. Im kleinen Naturhafen El Puertito hat ein Taucher Tintenfische gefangen und bringt sie, von etlichen Fotografen verfolgt, an Land. Leider hat die einzige Kneipe geschlossen.

Ein Gitarrist unterhält die Gäste in meiner Ferienanlage, als ich kurz zurückkehre, um mich umzuziehen. Zum Abendbrot gehe ich noch einmal ins „Cannes“, danach erfolgt der mittlerweile obligatorische Nachttrunk mit Vic und Ian. Am nächsten Morgen fährt das avisierte Taxi pünktlich vor und ein neuer Abschnitt mag beginnen. Auf dem Weg zum Flughafen macht mich der Fahrer auf Polizisten in zivilen Fahrzeugen aufmerksam und passt seine Fahrgeschwindigkeit den Vorgaben an.

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