Centro América
Flores
Flores ist Hauptstadt des Departemento Petén und liegt auf einer kleinen Insel im Lago Petén-Itzá. Die meisten Touristen, die Tikal besuchen wollen, landen hier, deshalb gibt es eine ordentliche Gastroszene, viele Reisebüros und eine Reihe von preiswerten Hotels.
Beim Petén handelt es sich um den siebtgrößten tropischen Regenwald der Erde mit einer großartigen Fauna und Flora.
Das "Hotel Villa del Lago" ist mein nächstes Zuhause, es liegt direkt am See. Nach dem Einchecken organisiere ich die nächsten Fahrten. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich und hilfsbereit, später schenke ich ihnen einige Souvenirs aus Bremen.
Der eigentliche Stadtkern ist recht übersichtlich und man kann sich gut orientieren, die Schwesterstadt, Santa Elena, hat mir nicht so zugesagt.
Auffallend sind die einheimischen Taxis, dreirädrige Fahrzeuge, vergleichbar mit den Tuk-Tuks in Asien.
Nach dem Abendessen in einem Steakhaus verweile ich noch einige Stunden in einer Bar und unterhalte mich. Es gefällt mir sehr gut, die Guatemalteken sind freundlich und ich fühle mich hier sehr willkommen. Die Lokale haben sich für Halloween geschmückt und herausgeputzt, im Fernsehen wird überwiegend Baseball gezeigt.
Man hatte mir geraten, den ersten Bus nach Tikal zu nehmen, einmal, weil die Temperatur dann noch sehr erträglich ist, zum anderen hat man Platz und muss sich nicht durch Busladungen kämpfen.
Um 5.oo Uhr fahren wir ab, eine knappe Stunde später haben wir die gut 60 km geschafft und erreichen die wohl eindrucksvollste Maya-Stätte dieser Reise. Auf Anraten von Travellern, die ich bisher getroffen habe, schließe ich mich einer Kleingruppe mit Führer an und ich habe es auch nicht bereut. Zu viert machen wir uns auf den Weg, ein sympathisches Paar aus Loewen in Belgien, der Guide und ich.
Auch Tikal, inmitten des gleichnamigen Parque National gelegen, gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Der Ort wurde schon 600 v. Chr. besiedelt, erlebte aber seine Blütezeit von 250 bis 900 n. Chr., eine halbe Million Menschen sollen hier damals gelebt haben.
Die geschichtliche Erforschung und Freilegung der Tempel, Pyramiden und anderen Bauten begann um 1880. Alles war vollständig überwachsen und nur als Hügel wahrzunehmen.
Die University of Pensylvania begann 1956 ein Ausgrabungsprojekt.
Auch heute sind viele Stätten nur zum Teil freigelegt und Archäologen sind dabei, die Relikte aus vergangener Zeit ans Tageslicht zu bringen, zur Zeit werden die "Sieben Tempel" restauriert, einige Wissenschaftler meinen, dass es sich statt um sieben nur um einen Tempel handeln könnte. Die statistischen Zahlen schwanken, in den Reiseführern lese ich, dass etwa 25 % der Gesamtanlage ausgegraben ist, unser Begleiter meint 15 %, er sagt dass Guatemalteken nur als Handlanger an diesem wichtigen historischen Prozess beteiligt sind.
Während unserer Begehung hören wir, dass der hier oft anzutreffende Ceiba oder Kapok der Nationalbaum des Landes ist, Mahagonibäume sehen wir ebenfalls häufig.
Truthähne, Fasane, Falken, Papageien und Tukane sind auf den Bäumen oder am Wegesrand zu erkennen, eine Ramon-Nuss, aus deren Mehl man Tortilla und Brot herstellt, wird uns gezeigt.
Und dann sind wir auch schon an der wahrscheinlich eindrucksvollsten Stelle der Anlage angekommen, an der Gran Plaza mit dem 52 m hohen Tempel I, auch der Große Jaguar genannt, dem 42 m hohen Tempel II, der Nord-Akropolis auf der einen und der Zentral-Akropolis auf der gegenüberliegenden Seite.
Wir haben genügend Zeit und Gelegenheit, die Akropolis und den Tempel II zu besteigen. Dabei sind wir fast unter uns, nur einige Besucher sind um diese Zeit unterwegs.
Danach gehen wir zur Mundo-Perdido-Gruppe mit der Großen Pyramide, am Tempel III vorbei zum Tempel IV. Er ist mit einer Höhe von 65 m eines der höchsten Bauwerke der Maya-Kultur. Eine Holztreppe führt nach oben und natürlich sind die paar hundert Stufen kein Hindernis für uns. Ausgepowert und nach Luft hechelnd komme ich oben an, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Die Aussicht ist berauschend, kann man doch bis zu 100 km über den Regenwald des Petén schauen. Vor dem eigenen Auge erheben sich die Spitzen der anderen Tempel aus dem grünen Blätterdach.
Bevor unser Guide sich nach vier Stunden von uns verabschiedet, führt er uns noch zum Templo de los Ventanas, wo einige Fledermäuse ihren Tagesschlaf halten. Er zeigt uns Mimosen, die sich bei kleinster Berührung zusammenziehen und eine kleine Pflanze, Ajenjo, die, zu Tee gekocht, ein wirksames Mittel gegen Malaria darstellt. Affenhorden begleiten uns, Termiten und Ameisen pflügen durch den Waldboden. Schlangen haben wir nicht gesehen, obwohl Hinweisschilder am Parkeingang davor warnen.
Auch in Tikal gibt es Beispiele, die belegen, dass die Maya früher viel von der Astronomie verstanden haben, auch hier sind Komplexe so angeordnet, dass sie zur Tagundnachtgleiche komplett im Schatten stehen oder dass die Sonnenstrahlen taggenau auf eine Gerade aus verschiedenen Gebäuden scheinen.
Zusammen mit den beiden Belgiern gehe ich dann noch zum Tempel V, natürlich besteigen wir das 57 m hohe Bauwerk, und anschließend zur Region G und Gruppe Nord. Brüllaffen machen einen gehörigen Krach, sind aber nicht zu sehen. Immer wieder gehen wir an baumbewachsenen Bergen vorbei und wissen, auch hier befindet sich noch ein Bauwerk aus früherer Zeit. Jetzt um die Mittagszeit ist die Gran Plaza oder Plaza Mayor nicht wiederzuerkennen, Menschen über Menschen bevölkern den Platz, überall stehen Reisegruppen und lauschen den Erklärungen des Begleiters.
Auf dem Heimweg schlummere ich etwas, war wohl doch ganz schön anstrengend. Wir fahren kurz am Flughafen vorbei, hier verabschiede ich mich von den Belgiern, sie fliegen weiter nach Guatemala-City. Ich darf, obwohl schon ausgecheckt, mich noch auf meinem Zimmer aufhalten und entspanne mich unter einer warmen Dusche.
Nun also auf nach Copán, der letzten Maya-Stätte meines diesjährigen Urlaubs. Es ist etwas umständlich, Direktbusse sind teuer und man müsste zumindest zu dritt sein, damit es sich rechnet. Dann also lieber in Etappen.
Der Bus nach Guatemala-City startet pünktlich um 22.oo Uhr, in Santa Elena ist er bereits fast voll. Wir werden aufgefordert, nur die uns zugewiesenen Sitze einzunehmen. Ich falle sofort in tiefen Schlaf, vermutlich habe ich das den vielen, vielen Stufen auf die Tempel hinauf zu verdanken.
Um ½ 6 erreichen wir die Hauptstadt und ich erkundige mich bei einem Polizisten nach der Weiterfahrt. Mit dem Taxi muss ich zu einem anderen Busbahnhof fahren und nach kurzer Preisverhandlung steige ich bei Oscar ins Auto. Es ist nicht sehr weit und bei der Ankunft stürzen sich gleich etliche Helfer auf mich, mein Rucksack ist schon im Bus, als ich noch die Taxifahrt bezahle. Dann werde auch ich auf meinen Platz geschoben und schon geht es weiter. 6.oo Uhr morgens und dann eine solche Hektik!
Die Fahrt zur Grenzstadt Esquipulas ist sehr schön und Guatemala gefällt mir immer besser. Es ist sehr gebirgig, die Landschaft interessant. Kurz vor 11.oo Uhr sind wir am Ziel und der Bus ist fast leer. Auch hier werde ich auf das Stichwort "Copán" sofort in ein Colectivo verfrachtet, ein Geldwechsler erkennt die Situation und nutzt sie weidlich aus. So erhalte ich für einen Dollar 16 Lempiras, der offizielle Kurs liegt bei 20.
Der Fahrer fährt sofort an der guatemaltekischen Grenzstation vorbei und weiter zum Einreisebüro für Honduras. Als ich endlich abgefertigt werde, klärt der Beamte mich auf, dass mir der Guatemala-Ausreisestempel fehlt. Also noch mal zwei Kilometer zurück, auf halber Strecke nimmt mich ein Taxi mit.
Der Grenzbeamte auf guatemaltekischer Seite verlangt eine Ausreisegebühr, ich bitte um eine Quittung und schon winkt er mich weiter. Im Reiseführer wird auf diese Abzocke hingewiesen. Dann geht alles recht zügig und kurze Zeit später habe ich die gewünschten Einträge im Pass.
Es dauert, bis sich der Bus in Bewegung setzt. Auch diese Fahrt ist wieder sehr interessant und ich schaue die meiste Zeit der 3 ½ stündigen Fahrt aus dem Fenster. Wir überholen viele Reiter, Verkäufer mit Esswaren steigen in den Bus und fahren mit bis zur nächsten Station. Das Autoradio ist mir etwas zu laut.
An einem Wegekreuz steige ich aus und wechsele für den Rest der Strecke in einen uralten gelben Bus mit Türkurbel und Hupe, die per Strang bedient wird. Die Aussicht ist wiederum phantastisch, wir fahren die meiste Zeit auf Serpentinen die Berge hinauf und hinunter. Am Wegesrand werden Bananen und Ananas feilgeboten, der Busfahrer kauft sich ein paar Stauden. Viele Poster mit Bibelsprüchen hängen neben der Straße, der Abfall wird einfach aus dem Fenster geworfen.
Einmal wird im Autoradio die spanische Version von "Griechischer Wein" gespielt.
Kurz vor der Ankunft in Copán Ruínas bietet der Busbegleiter an, mir gegen entsprechendes Geld den Weg zum Hotel zu zeigen, ich bin ziemlich sauer ob dieser Impertinenz, allerdings habe ich auch keine Lust, nach einer so langen Fahrt planlos durch die Stadt zu laufen und so gebe ich ihm einen halben Dollar und erhalte auch einige Informationen.