Frühling an der Costa del Sol
Granada
Ins Zentrum der vielleicht schönsten, von vielen Dichtern besungenen und auf alle Fälle einer der berühmtesten Städte Spaniens, kommt man mit dem Bus 3 oder 33. Die Strecke führt an der imposanten Stierkampf-Arena vorbei. Rund 240.000 Menschen wohnen in Granada. Ich bitte den Fahrer um einen Hinweis, wenn wir in Hotelnähe sind und gehe dann die restliche Strecke zu Fuß. Die nächste Nacht werde ich im Hotel "Don Juan" unterkommen. Es wird gerade renoviert und einem Aushang entnehme ich, dass die Zimmerpreise in der Saison fast doppelt so hoch sind wie heute.
Im warmen Licht der Frühlingssonne mache ich mich sofort auf den Weg zur Alhambra, dem Wahrzeichen der Stadt. Es ist nicht sehr weit, schon nach kurzer Zeit bin ich am eindrucksvollen Plaza de la Trinidad in Sichtweite der Kathedrale. Am Plaza Isabel la Catolica starten Busse der Linie 30 zum Eingang des "maurischen Märchenschlosses".
Die Anzahl der Besucher vor dem Eingang ist übersichtlich und nach nur kurzer Wartezeit erhalte ich das begehrte Ticket. Für die Begehung des Palacio Real ist eine exakte Uhrzeit vorgegeben, in zwei Stunden bin ich an der Reihe. Mein Reiseführer schreibt, dass es in der Saison gar nicht möglich ist, eine Eintrittskarte für denselben Tag zu erhalten und dass eine Internetreservierung sinnvoll und empfehlenswert ist.
So habe ich genügend Zeit, die anderen Sehenswürdigkeiten der "Roten Festung" in Ruhe zu besichtigen. Zunächst gehe ich zum Generalife, dem früheren Sommersitz der Nasriden-Könige. Glücklicherweise sind nur einige Gruppen unterwegs und so habe ich viele Gelegenheiten, diese paradiesische Gartenanlage in Ruhe und ganz entspannt auf mich einwirken zu lassen. Gerade jetzt, im warmen Licht der Nachmittagssonne, entfalten die Wasserspiele eine zauberhafte Atmosphäre.
Nun wird es Zeit für die Festung. An Bäumen mit reifen Orangen geht es vorbei, im Hintergrund leuchten die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada. Zunächst sehe ich mir den Hamman an, das in moslemisch geprägten Gebieten immer anzutreffende Badehaus.
Und dann bin ich auch schon auf dem ältesten Bereich der Alhambra, der Festung Alcazaba. Sie ist wegen ihrer roten Mauern für den Namen verantwortlich, al-Hamra heißt übersetzt "Die Rote". Vom 26 m hohen Turm "Torre de la Vela" bietet sich eine wunderbare Sicht auf die Umgebung, auf die Berge der Sierra und auf die zahlreichen Höhlen des Sacromonte.
Nachdem ich mir den runden Innenhof des Palacio Carlos V. mit seinen Säulengalerien angesehen habe, wird es Zeit für den Königspalast der Nasriden, der auch, wie andere einmalige Sehenswürdigkeiten ebenfalls, manchmal als Achtes Weltwunder bezeichnet wird.
Eigentlich bin ich ganz froh, dass die Anlage nur kontrolliert betreten werden darf, denn so verläuft sich die Menge und man kann die Pracht der maurischen Baukunst einigermaßen in Ruhe betrachten.
Der Palast besteht aus drei Bereichen: dem Mexuar, dem Serrallo und dem Harem. Der Mexuar diente in früherer Zeit Versammlungen und war Gerichts- und Empfangssaal. Er besticht durch seine herrlichen Azulejo-Kacheln und der einmalig schönen Fassade.
Und doch wächst meine Begeisterung im Serrallo, dem nächsten Komplex. Der Myrtenhof (Patio de los Arrayanes oder Patio de Comares) ist in seiner Schönheit einmalig und nicht nur ich bin ergriffen von dieser Pracht. Säulen und Ornamente, die Wasserspiegelung im Zierbecken, all das wird in einer Leichtigkeit vorgestellt, wie man es selten erlebt. Auch der Saal der Gesandten (Sala de los Embajadores) bringt seine Besucher in Verzückung. Im Prunkraum staune ich über die Deckenkuppel aus Zedernholz und die unterschiedlichen Wandarabesken.
Der Harem mit seinem berühmten Löwenhof (Patio de los Leones) gilt als absoluter Höhepunkt der Alhambra, als das Glanzstück der islamischen Baukunst – nur, die Löwen sind weg. Tatsächlich, sie werden zurzeit restauriert. Mich stört es nicht so sehr, da ich mich von einem früheren Besuch noch gut an diesen Brunnen erinnern kann. Zur Veranschaulichung erlaube ich mir, in diesem Bericht ein früheres Foto zu positionieren. Der Hof ist von Arkaden umsäumt. In diesem Bereich sehe ich mir noch die Sala de los Abencerrajes mit der herrlichen Kuppeldecke und die Sala de los Hermanas mit ihrer wunderschönen Stalaktitenkuppel an. Die Sala de los Reyes ist geschlossen und kann momentan nicht besichtigt werden.
Total begeistert, aber auch ergriffen von dieser schwerelosen Eleganz und Leichtigkeit des Gesehenen, fahre ich mit dem Bus zurück zur Kathedrale. Einen Abstieg über den Sacromonte, wie beim vorherigen Mal, versage ich mir. Der geneigte und interessierte Leser mag es im früheren Reisebericht nachlesen.
Vor der Kirche werden auf langen Tischen Kräuter aller Art und Teesorten in verschiedenen Variationen angeboten. Die Catedral Santa Maria de la Encarnación wurde auf den Resten einer Moschee gebaut und 1561 eingeweiht. Endgültig fertig gestellt war sie allerdings erst im Jahre 1704. Hohe, mächtige Säulen prägen den Innenraum. Die halbrunde Capilla Mayor bildet das Prunkstück des Gotteshauses.
Leider ist es schon zu spät, die Capilla Real, die Grabstätte der Katholischen Könige, zu besichtigen. Mein Ärger hält sich jedoch in Grenzen, da ich früher schon einmal Gelegenheit zu einem Besuch hatte.
Am Plaza de la Trinidad suche ich mir draußen einen gemütlichen Platz, ruhe mich ein wenig aus und entspanne mich mit ein paar Flaschen Alhambra-Bier. Das Gesehene und Erlebte muss erst einmal verarbeitet werden. Was passt besser dazu als ein Bocadillo Andaluz, ein Brötchen mit Serrano-Schinken und Sobrasada, einer Paprikastreichwurst.
Abends halte ich mich in mehreren Tapas-Bars auf und genieße die andalusische Gastfreundschaft. Zu jedem Getränk wird kostenlos ein Schälchen mit leckeren Tapas gereicht. So stärke ich mich mit Oliven, Serranoschinken, Baguette, gekochtem Fleisch und kann auf ein separates Abendessen verzichten. Auf meine Bestellung nach einem vino tinto wird meistens ein wirklich angenehm temperierter und gut trinkbarer Rioja zu einem akzeptablen Preis serviert. Auf großen Bildschirmen flimmern Aufzeichnungen der Fußballspiele des Wochenendes. Hin und wieder kommen fliegende Händler, meist mit schwarzer Hautfarbe, und bieten preiswerte CDs und DVDs an.
Nach einem kleinen Frühstück in einer Bar in der Nähe des Hotels fahre ich anderntags zurück zum Busbahnhof. Etwa 100 Menschen stehen vor den zwei Fahrkartenschaltern und hoffen, dass es bald weitergeht. Einen derartigen Andrang habe ich an einem solchen Ort noch nicht erlebt. Plakate werben für Busfahrten nach Rumänien für 80,- Euro.
Zurück in Torremolinos checke ich einmal mehr im bekannten Hotel ein und halte mich nachmittags am Strand auf, spaziere am Wasser entlang und verweile in einigen Beach-Bars. Es ist warm und sonnig. Hohe Wellen peitschen über die stürmische See. Den Abend verbringe ich wieder im Zentrum und zum Schluss kehre ich noch in eine Bar in Hotelnähe ein und belohne mich mit leckerem Serrano und ein paar Gläsern Rioja. Auf einem Bildschirm wird die Championsleague-Begegnung Chelsea vs. Inter Mailand, auf dem anderen das Spiel Sevilla gegen Moskau gezeigt. Am ersten Abend hatte ich hier verfolgt, wie Barcelona gegen Valencia 3 : 0 gewonnen und Messi 3 Tore im Gehäuse von Werders nächstem Europaleague-Gegner versenkt hatte.
Wurde mir beim letzten Mal der Eintritt in die Halbinsel Gibraltar verwehrt, weil ich keine Ausweispapiere dabei hatte, habe ich vorgesorgt und gehe am folgenden Tag mit allen wichtigen Dokumenten versehen zum Busbahnhof. Die Fahrt nach La Línea de la Concepción dauert etwa 2 ½ Stunden.
Von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zur Grenze. In Torremolinos werden auch Tagesausflüge nach Gibraltar für 15,-- Euro angeboten, allerdings starten sie schon um 7.00 Uhr, und das kommt für mich auf keinen Fall in Frage.