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Hummerbuden

Hummerbuden

Blick auf Düne

Blick auf Düne

Lange Anna

Lange Anna

Basstölpel

Basstölpel

am Lummenfelsen

am Lummenfelsen

Robben oder Seehunde?

Robben oder Seehunde?

Schönes Deutschland I

Orte und Stätten, die ich immer mal (wieder) besuchen wollte

Helgoland

Am 30. Juni 2020 fahren Bettina und ich nach Cuxhaven, besteigen die Fähre „Helgoland“ und freuen uns auf ein interessantes Inselerlebnis. Doch weit gefehlt, die Überfahrt erweist sich als wahre Herausforderung, nach etwa einer Stunde nimmt der Sturm dermaßen an Stärke zu, dass viele Passagiere grün im Gesicht sind und die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun haben, um die berühmten Tüten zu verteilen oder zu entsorgen. Bettina hat Pech, denn mehrere Personen in ihrer Blickrichtung erleichtern sich, ich nehme es nur akustisch wahr. Später werden wir hören, dass dieser Sturm tatsächlich übermäßig gewütet hat. Nach etwa zweieinhalb Stunden ist das rettende Ufer erreicht, wegen Corona legen wir direkt an und brauchen nicht in die berühmten Börteboote umzusteigen. Froh, diesen Törn ohne Blessuren überstanden zu haben, nehmen wir unser Gepäck auf und checken im bereits vor Monaten reservierten „Seehotel“ ein. Kurzfristig wäre eine Buchung wohl nicht mehr möglich gewesen.

Bisher kannte ich die Insel nur als Tagestourist, 1969 war ich mit Freunden erstmals hier und das zweite Mal im Jahre 2003 mit KollegInnen, Bettina betritt Neuland. Deutschlands einzige Hochseeinsel liegt in der stark befahrenen Deutschen Bucht und besteht aus der felsigen Hauptinsel und der von einem langen Strand und Sanddünen umgebenen Nebeninsel Düne. In der Neujahrsnacht 1720/21 wurden beide während einer Sturmflut getrennt. Etwa 70 Kilometer von Cuxhaven entfernt gehört Helgoland mit seinen rund 1.400 Einwohnern zum Landkreis Pinneberg und somit zu Schleswig-Holstein. Das Stadtbild wird von der Nachkriegsarchitektur bestimmt. Es heißt, dass der Inselname vom Niederdeutschen abgeleitet ist und „Heiliges Land“ bedeutet, die Bewohner bezeichnen sich auch als Halunder, die inselfriesische Sprache habe ich nicht verstanden und kann auch wenig ableiten. Bekanntlich wurde Helgoland im Jahre 1890 im Tausch gegen Sansibar Teil des deutschen Kaiserreichs. Hoffmann von Fallersleben hat hier die deutsche Nationalhymne gedichtet, weiterer bekannter Inseldichter ist James Krüss. Vor vielen Jahren habe ich seine spannenden Geschichten im Kinderfunk gerne verfolgt.

Auf dem Weg zum Hotel gehen wir eine maritime Meile entlang und kommen an den berühmten bunten Hummerbuden vorbei, früher Geräteschuppen, heute als Galerie, Antiquitätenladen, Gastronomie oder Standesamt genutzt. Auch der Seenotrettungskreuzer dümpelt im Wasser, benannt nach Hermann Marwede, einem langjährigen Förderer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die Statue von Hoffmann von Fallersleben steht ebenfalls an dieser Route. Nach einer kurzen Erfrischungspause verlassen wir das Unterland und steigen hinauf in das Oberland, um den Klippenrandweg zu bewandern. Und der hat es wahrlich in sich, ich kann mich nicht erinnern, einmal so einem Sturm ausgesetzt gewesesen zu sein. Man hat den Eindruck, nicht umfallen zu können und beim Fotografieren Probleme, die Kamera ruhig zu halten. An Schrebergärten vorbei führt der rot gepflasterte Weg an der Sehenswürdigkeit Helgolands vorbei, der Langen Anna. Bei dem Wahrzeichen der Insel handelt es sich um einen 47 Meter hohen Brandungspfeiler aus witterungsanfälligem Buntsandstein. Der Felsen wird von einer Mauer vor den Kräften des Meeres geschützt.

Beim Weitergehen stimmen uns der Geruch und das vielstimmige Geschrei auf den nächsten Punkt ein, der Lummenfelsen ist erreicht. Dieses kleine Naturschutzgebiet hat die größte Brutvogeldichte Deutschlands, man spricht von 5.000 brütenden Paaren. Möwen, Lummen, Eissturmvögel und Basstölpel sind zu beobachten, letztere sogar wie im Streichelzoo direkt hinter einem Zaun. Insgesamt soll es über 400 Vogelarten auf der Insel geben. Dann gehen wir gemütlich weiter und kommen am Leuchtturm mit dem stärksten Leuchtfeuer Deutschlands vorbei. Nachdem wir uns noch den Berliner Bären angesehen haben, verlassen wir das Oberland und trinken eine Kleinigkeit in der angesagten Bar „Bunte Kuh“. Bettina bedauert, dass sie die berühmte Bunkeranlage nicht besichtigen kann, aber wegen der Pandemie finden derzeit Führungen nur in Kleingruppen statt und für den heutigen Tag gibt es leider keine Tickets mehr.

Zum Abendessen besuchen wir „Weddigs Fischerstube“, einen Tisch hatten wir nachmittags schon reserviert. Natürlich bestellen wir Fisch und es hat auch sehr gut geschmeckt. Leider steht der bekannte Knieper, also der als Helgoländer Spezialität gepriesene Taschenkrebs, nicht auf der Speisekarte, ich hätte ihn gern probiert. Nun noch ein Absacker im „Aquarium“ und ein interessanter Tag neigt sich dem Ende zu.

Am nächsten Morgen empfängt uns warmer Sonnenschein. Nach dem Frühstück, die Zeit wurde uns wegen Corona vorgegeben, gehen wir zum Hafen, erwerben einen Fahrschein und fahren zur etwa einen Kilometer entfernten Zweitinsel. Und die ist mit der Hauptinsel überhaupt nicht zu vergleichen. Dünen, weißer feinkörniger Sand und es dauert nicht lange, da sehen wir schon die ersten Seehunde und Robben. Besucher werden gebeten, mindestens 30 Meter Abstand zu den Tieren zu halten. Wir lassen uns Zeit, gehen einmal um das Eiland herum, sehen uns den Flugplatz an und wundern uns über die Vögel auf der Landebahn. Und immer wieder erfreuen wir uns an den Seehunden im oder am Wasser. Es existiert ein Bungalowdorf und so hätte man hier auch übernachten können, sogar in einem der Schlafstrandkörbe. Aber das wäre mir, so glaube ich, zu langweilig gewesen. Nachdem wir noch „Jonnys Hills“, einen kleinen „Berg“ erklettert haben, gehen wir ein paar Schritte weiter zum Friedhof der Namenslosen. Er wurde für unbekannte Tote, die auf Helgoland angespült wurden, angelegt. Man sieht einfache Holzkreuze, aber auch Grabsteine oder Denkmäler für andere im Meer Gestorbene. Jeder Besucher darf einmal die Glocke erklingen lassen.

Zurück auf der Hauptinsel trinken wir eine Kleinigkeit im „Aquarium“, gehen dann im Unterland am Wasser entlang, kommen am Denkmal für Jacob Andresen Siemens, dem Gründer des Seebads, vorbei und landen dann bei der Jugendherberge. Nun noch einmal gut 200 Stufen hinauf ins Oberland, der Geruch am Lummenfelsen ist nicht minder intensiv als gestern, aber heute scheint die Sonne und es ist windstill.

Zum Schluss versorgen wir uns noch in einem Geschäft mit zoll- und steuerfreien Artikeln und gehen dann gemütlich zum Hafen. Ein Mitarbeiter der Reederei Cassen Eils bietet an, doch mit der „Fair Lady“ zurückzufahren. Warum auch nicht, dieses Schiff legt früher ab und ist auch schneller. Wir benötigen etwa zwei Stunden, die See ist ruhig und Tüten werden nicht benötigt. Was für ein Unterschied zur gestrigen Herfahrt, dann steht auch der Bestellung einer Currywurst mit Pommes nichts im Wege.

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