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Blick aus meinem Kajütenfenster

Blick aus meinem Kajütenfenster

Franziska und der Kapitän

Franziska und der Kapitän

Sonnenuntergang auf hoher See

Sonnenuntergang auf hoher See

unsere tägliche Abendbeschäftigung:Beobachtung des Sonnenuntergangs

unsere tägliche Abendbeschäftigung:Beobachtung des Sonnenuntergangs

passend zu meinem Geburtstag: ein Wal

passend zu meinem Geburtstag: ein Wal

Novel, unser Koch, beim BBQ

Novel, unser Koch, beim BBQ

beim BBQ

beim BBQ

Frank betätigt sich als Grillmeister

Frank betätigt sich als Grillmeister

ohne Worte

ohne Worte

und wieder ein Sonnenuntergang

und wieder ein Sonnenuntergang

im Maschinenraum

im Maschinenraum

warten vor Suez

warten vor Suez

im Suezkanal

im Suezkanal

vor Anker im Mittelmeer - warten auf die Abfertigung in Port Said

vor Anker im Mittelmeer - warten auf die Abfertigung in Port Said

in Port Said

in Port Said

auf Procida

auf Procida

Mit Freu(n)den um die Welt

Erinnerung an ein fünfmonatiges Sommermärchen

Auf See

Von Singapur zum Suezkanal
Ein Mitarbeiter der Agentur holt mich ab und bringt mich zum Hafen. Dort ist allerlei Papierkram fällig, so muss ich deklarieren, dass ich aufs Schiff möchte, um den Kapitän zu besuchen. Auch wird ein Foto von mir gemacht und zu den Akten gelegt. Kurz nach 10.00 Uhr steige ich auf den Frachter und belege meine Kabine. Als kleine Wiedergutmachung wegen der zweimaligen Verspätung erhalte ich die Owner-Cabin, einen Wohnraum mit zwei Sofas, zwei Sessel, Schrank und Schreibtisch und einen Schlafraum mit Doppelbett und riesiger Frisierkommode.

Das Beladen ist voll im Gange, es fasziniert mich, mit welcher Präzision und Geschwindigkeit die Container bewegt werden. Frank, der Chief-Engeneer, erklärt später, dass in Singapur rund drei Minuten für ein “Move”, also eine Containerbewegung, nötig sind, in Shanghai nur eine.
Nachdem die rd. 3.500 “Kisten” an Bord sind und auch der Lotse bereit ist, setzt sich die “Lisbon” kurz nach 19.00 Uhr in Bewegung und fährt, begleitet von zwei Pilotschiffen, in die Dunkelheit hinaus. Gebannt schauen wir dem Spektakel auf Deck G zu. Es hat geregnet und man muss aufpassen, auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen.

So gut wie in dieser Nacht habe ich lange nicht mehr geschlafen, ich fühle mich geborgen wie in Abrahams Schoß. Wir fahren durch die Straße von Malakka. Der Captain hat nichts dagegen, dass wir uns überall auf dem Schiff aufhalten und bewegen, wir dürfen nur nicht im Wege stehen und die Arbeit behindern. Auch der Besuch der Kommandobrücke wird ausdrücklich erlaubt und angeboten.

Insgesamt sind 27 Personen an Bord, darunter natürlich der Kapitän, die Chiefs, außerdem Horst aus Brandenburg, David aus Gdingen und die aus Filipinos bestehende Mannschaft. Und die Passagiere natürlich: Barbara, eine Amerikanerin und ihr aus Bayern stammender Mann Hans. Sie wohnen auf Maui/Hawaii und haben eine mehrmonatige Reise hinter sich. Zuletzt waren sie auf Sri Lanka und schwärmen von der Insel in den höchsten Tönen. Ich freue mich, dass wir uns kennen gelernt haben.

Franziska, eine hübsche und sympathische Frau aus Zürich, belegt die Einzelkabine. Auch sie ist seit Monaten unterwegs und berichtet mit leuchtenden Augen über ihre Erlebnisse. Mit dem Zug fuhr sie über Moskau nach Irkutsk, verbrachte ein paar Tage auf einer Insel im Baikal-See, wohnte in der mongolischen Steppe bei einer einheimischen Familie in deren Jurte und hielt sich zuletzt in Indien auf, wovon sie besonders schwärmt. Wir unterhalten uns sehr viel und ich genieße die Gespräche und ihre Anwesenheit sehr. Wir, die Passagiere, nehmen die Mahlzeiten in der Offiziersmesse ein und haben dann immer gute Gelegenheit, mit dem Kapitän, den Chiefs oder mit David und Horst zu sprechen und unsere Fragen zu stellen. Bedient werden wir von Jeff und bekocht von Novel. Beide sind auf den Philippinen beheimatet, Novel arbeitete vorher auf einem Kreuzfahrtschiff.

Abends, während ich mir den Sonnenuntergang ansehe, sind am Horizont indonesische und malaiische Fischerboote zu erkennen. Danach sitze ich einfach in der Kajüte und schaue aus dem Bullauge. Die Zeit ist viel zu schade zum Fernsehen.

In der Nacht wurde die Uhr um eine Stunde zurück gedreht, jetzt trennen uns nur noch sechs Stunden zur MEZ und wir dürfen eine Stunde länger schlafen. Es ist leicht bewölkt, aber sonnig.
Durch den heftigen Regen wurde der Schmutz von den Containern gespült und das Deck wird mit Pressluft gesäubert. Gereinigt wird auch der Turbolader, u. a. mit Kokosnuss-Schalen. Jetzt wird Gas gegeben und die Geschwindigkeit kurzfristig erhöht. Ich nutze den Vormittag zum Walken. Bis mittags befinden wir uns noch auf der Straße von Malakka. Nachmittags erhalten wir eine Sicherheitsbelehrung und machen einen geführten Rundgang über die “Lisbon“.

Trotz der vielen wunderbaren Erlebnisse in den letzten Monaten gehört diese Fahrt auf dem Frachter zu den schönsten Momenten der gesamten Reise. Wie schon häufiger erwähnt, man kommt immer mit neuen Wünschen heim. Hatte ich vor Tagen eine gewisse Sättigung verspürt, möchte ich jetzt schon wieder Neues erleben.
Ein gewisser Tagesablauf etabliert sich: Drei Mahlzeiten, morgens eine Stunde walken auf dem Upperdeck, Sport im Fitnessraum, Tagebuch, Blog und Reisebericht schreiben, Sonnenbaden auf einem der Decks, Unterhaltung mit den Mitreisenden und Beschäftigten. Natürlich verfolgen wir allabendlich den unvergleichlichen Sonnenuntergang und berauschen uns später am Sternenhimmel, der sich wohl nur auf See so darstellen kann. Zum Lesen komme ich nur gelegentlich, den Fernseher mit DVD-Player hätte ich gar nicht gebraucht. An einigen Abenden treffen wir uns zum Bier oder Wein, kniffeln oder lesen uns gegenseitig vor.

Ein wohliges Zufriedenheitsgefühl breitet sich in mir aus. Die gesamte Weltumrundung war wohl doch anstrengender, als ich zuerst vermutet hatte. Man erreicht diverse Male ein Ziel, es handelt sich dabei aber nur um eine Zwischenstation und nicht um eine endgültige Ankunft. In ein paar Tagen ist man wieder in der Verpflichtung, einen Weitertransport, eine Hotelsuche oder eine Taxifahrt zu organisieren bzw. zu verhandeln. Die bisherigen Stopps waren nur vorübergehender Art und jetzt habe ich das Gefühl, endlich am Ziel, endlich angekommen zu sein.

Was kann es Schöneres geben, als an der Reling zu stehen und Delphine zu beobachten, wie sie anmutig an uns vorbei schwimmen. Ein Regisseur hätte diesen Moment nicht besser in Szene setzen können. Auch beim Walken oder auf dem Trimmrad habe ich das Glück, diesen Tieren zuzuschauen, einmal, gegen Abend stürzen sich etwa 30 auf das Futter, das der Chief ins Meer schüttet. Aber auch Wale geben uns die Ehre, fliegende Fische sowieso und einmal, beim Sport, erkenne ich drei Haie.

Heute habe ich Geburtstag. Wieder wurde die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Beim Frühstück natürlich herzliche Gratulation zum Geburtstag, später schenken mir Barbara und Hans ein wunderbares Buch. Am Nachmittag dann das zweite Geburtstagsgeschenk: wir sehen, wie oben erwähnt, drei Wale, etwa 200 Meter von uns entfernt. Der eine scheint mit einem der Schiffe kollidiert zu sein, denn er lässt eine rote Blutspur hinter sich.

Abends sollte ein BBQ veranstaltet werden, aber nicht nur wegen meines Geburtstages. Es wird auf morgen verschoben, da einer der Mitarbeiter sich verletzt hat und in Galle/Sri Lanka von Bord muss. Wir sind jetzt in der Nähe der Insel und hier habe ich nach drei Tagen wieder mal, passend zum Geburtstag, ein Handysignal. Franziska überreicht mir beim Abendessen eine selbst gemachte Geburtstagskarte mit den Unterschriften der meisten Besatzungsmitglieder, ich bin ganz gerührt.

Das BBQ tags darauf ist ein Erlebnis. Wir werden mit Spanferkel, Garnelen, Fisch, Reis, Bier, Wein und Whisky verwöhnt. Interessante Gespräche mit der Crew, die alle sehr freundlich sind, geben dem Abend eine besondere Würze. David vermisst seine Familie sehr und möchte die Verbindung zu seinem kleinen Kind nicht verlieren. Er wird wohl in Zukunft weniger Zeit an Bord und mehr mit seinen Angehörigen verbringen. Jean Lorenz von den Philippinen ist erst 19 Jahre alt und sehnt sich auch manchmal nach seinem Zuhause. Ich werde ihn als immer lächelnden höflichen jungen Mann in Erinnerung behalten.

Die Tagesabläufe ähneln sich, sind aber keinesfalls langweilig. Morgens beim Walken mit Blick auf den Indischen Ozean genieße ich die noch angenehme Temperatur. Das Wasser ist in den letzten Tagen etwas unruhiger geworden, aber keinesfalls stürmisch. In der ersten Zeit hatten wir halt ein spiegelblankes Meer und konnten Delphine, Wale und fliegende Fische weithin erkennen, jetzt ist es schwieriger.

Frank, der Chief Engeneer, zeigt uns an einem Tag den Maschinenraum und ich hätte nie vermutet, dass sich unter dem Ladedeck noch eine dermaßen umfangreiche Extrawelt befindet. Zwar habe ich von Technik so gut wie keine Ahnung, aber die Dimensionen, die ich hier nie für möglich gehalten hätte, faszinieren mich. Ein paar Zahlen habe ich mir gemerkt, so werden jeden Tag etwa 20 Tonnen Wasser aufbereitet und der Strom, der hier u. a. durch Verwendung von Abfall erzeugt wird, würde für eine Stadt mit 10.000 Einwohnern ausreichen.

Wir befinden uns jetzt auf dem Indischen Ozean und die Karte auf der Brücke informiert, dass das Meer an dieser Stelle etwa 4.500 Meter tief ist. Meistens fahren wir mit gut 15 bis 16 Knoten, also gut 30 Stundenkilometern. Hin und wieder wird die Geschwindigkeit auf gut 20 Knoten erhöht. Hatten wir in der Straße von Malakka noch viele Schiffe und Fischerboote in Sichtweite, so kommt es jetzt auf dem weiten Ozean vor, dass man sich um 360 Grad dreht und nichts, aber auch gar nichts außer Wasser bis zum Horizont erkennt.

Nachmittags findet eine Feuerschutzübung statt, bei der wir Passagiere aber nur als Zuschauer agieren. Ein bunter Regenbogen begleitet den Wasserstrahl. An einem anderen Tag werde ich von Barbara in die hohe Kunst der Waschmaschinenbedienung eingewiesen, aber meine Hemden und Hosen haben es auch nötig.

Im Golf von Aden, den wir am 26.03.2014 gegen 17.00 Uhr erreichen, erhält die Crew einen hundertprozentigen Aufschlag auf die Heuer, da wir ein Unsicherheitsgebiet durchfahren bzw. uns in einer High Risk Area befinden.
Mein Schutzengel, der nun vor mir auf dem Schreibtisch steht, leistet aber ganze Arbeit. Militärschiffe sollen sich in der Nähe befinden, ich habe aber keines gesehen und glücklicherweise auch kein Boot mit somalischen Piraten. Passend zu dieser Gegend zeigt Franziska uns den Film „Captain Philipps“. Zuerst kriege ich doch etwas Herzklopfen. Philipps ist Kapitän der Maersk Alabama. Das Containerschiff wird von vier Somaliern angegriffen. Der erste Angriff kann abgewehrt werden, dann allerdings wird das Schiff doch gekapert. Bis zu dieser Stelle zittere ich mit, danach wird nur noch ein langweiliges Hollywood-Gemetzel gezeigt und ich bin froh, als endlich der Nachspann abgespult wird. Bei Buchung der Frachterfahrt musste eine Erklärung unterschrieben werden, dass wir über das Risiko informiert sind und keinen Regressanspruch haben.

In der Nacht zum 28. März erreichen wir bei Bab el Mandeb das Rote Meer. An diesem Ort wurden früher Sklaven auf Schiffe verfrachtet, deshalb lautet die Übersetzung auch Tor der Tränen. Kleine Inseln sind am Horizont zu erkennen, angeblich gehören sie zum Jemen, Eritrea ist zu weit entfernt und von Bord nicht zu erkennen. Rotbraune Algenteppiche gleiten über das Wasser. Unser Kapitän meint, dass das Meer nach ihnen benannt wurde.

Zwei Tage später sind die Berge der Halbinsel Sinai gar nicht weit weg und gut auszumachen. Heute orientieren wir uns auch wieder an der mitteleuropäischen Zeit, nach sechsmaliger Korrektur. In der Nacht erreichen wir Suez, ankern und warten auf die Abfertigung. Weil die Zuständigen durchaus mit Geschenken zu motivieren sind, wird dieser 162 Kilometer lange Kanal von den Schiffsleuten auch gern Marlboro-Kanal genannt.
Gegen 6.30 Uhr setzen wir uns am nächsten Morgen in Bewegung und werden etwa zehn Stunden unterwegs sein. Zuerst wird das Ufer stark von bewaffneten Soldaten bewacht, manchmal kommen wir an einer Kaserne vorbei. Dann sehen wir stundenlang eine fruchtbare Zone auf der Backbord- und weite Wüste auf der Steuerbordseite. Wir fahren im Konvoi und sind an 4. oder 5. Stelle.
Am Bittersee halten entgegenkommende Schiffe und lassen uns vorbei, der Kanal wird immer nur in eine Richtung zurzeit befahren. In der Nähe von Al Ismailiya sind Denkmäler auf beiden Seiten weithin sichtbar. Viele Fischer gehen auf kleinen Booten ihrer Arbeit nach. Ein Souvenirhändler bleibt während der gesamten Durchfahrt an Bord. Kurz nach 16.00 Uhr sehen wir Port Said, sind dann auch schon auf dem wesentlich kühleren Mittelmeer und werden die Nacht auf hoher See verbringen. Für die Suez-Passage sind angeblich 200.000 Euro zu zahlen. In der Küche muss das Obst rationiert werden, auch eine bestimmte Weinsorte ist nicht mehr erhältlich, später auch kein Yoghurt mehr vorhanden, aber wohl nicht wegen der hohen Kanalkosten. Mich stört es nicht, die Verpflegung insgesamt ist hervorragend und mehr als ausreichend.


Port Said

Nun sind wir also in Port Said. Lange Zeit war nicht sicher, ob wir, wegen der politischen Situation, eine Erlaubnis zum Besuch der Stadt erhalten. Zwei Männer der Agentur bringen uns mit einem Boot aufs Festland und ignorieren unsere Fragen, was der Spaß denn kosten möge. Dafür konfrontieren sie uns mit der Realität und berichten, dass am Vortag sechs Personen in Kairo von der Polizei erschossen wurden. In den letzten sechs Monaten wurden 6.000 Menschen in Ägypten getötet und die politische Situation soll sich erheblich verschlechtert haben. Port Said zählt etwa eine Million Einwohner, der Islam ist die herrschende Religion, aber bei rund 30 Prozent handelt es sich um koptisch-orthodoxe Christen. In der Stadt können die Gläubigen unter 200 Moscheen und einigen Kirchen wählen. Viele Frauen tragen eine schwarze Burka und haben ihr Gesicht verdeckt.

Mit dem Auto fahren wir dann in die Innenstadt und haben eine halbe Stunde Zeit zur Besichtigung einer eher uninteressanten Straße, die Gegend ist langweilig und kein Basar, wie gewünscht, in Sicht. Am eindrucksvollsten ist es noch am Obststand, als wir beim Früchtekauf um den Preis feilschen.
Unterwegs sehen wir mehrere Panzer, einmal auf der einen Straßenseite einen Eselskarren mit Müll und auf der anderen einen Panzer in Gefechtsbereitschaft. Viele Häuser sind verfallen, es ist staubig und nicht sehr einladend.

Nach einer Teepause in einem Café, wo auf dem Bildschirm ständig Szenen aus Mekka gezeigt werden, fahren wir ans Meer und hier ist schon mehr los. Dann wechselt der Fahrer und fährt uns mit einem geliehenen Auto. Aber es dauert nicht lange und schon stottert der Motor und würgt dann ab. Doch die Passanten laufen nicht vorbei, sondern helfen und nach einer halben Stunde fahren wir weiter zum Lunch. Zum leckeren Brot wird Fleisch, Salat und Tahini, eine Paste aus Sesamkörnern, gereicht. Unser Begleiter bezahlt, aber wir geben ihm dann das Geld und er nimmt es unter Protest an.

Auf einer Basarstraße, die wir dann doch noch erleben, geht Hans zum Friseur, ich kaufe mir ein Paar Schuhe. In einer Bäckerei wird uns ein Brot geschenkt. Zum Schluss besichtigen wir die christliche Kirche St. Georg. Ein schönes Mosaik ziert den Giebel.

Bei der Weiterfahrt gibt das Auto wieder “den Geist auf”. Ein Agenturmitarbeiter bringt Unterlagen und wir erfahren, dass ein nicht unbeträchtlicher Betrag in US Dollar zu zahlen ist. Wir protestieren, Barbara telefoniert mit dem Agenturbetreiber und fragt dann auch noch unseren Kapitän. Als wir uns ein Taxi suchen wollen, läuft der Wagen wieder und wir werden zum Schiff gefahren.
Der Kapitän ist auf Ägypter, gelinde gesagt, nicht gut zu sprechen und hat auch schon per Telefax eine Rechnung erhalten. Zähneknirschend stimmen wir zu, dass wir mit der Zahlung einverstanden sind und den Betrag ersetzen werden. Endlich wieder auf dem Schiff, fühlen wir uns wie zu Hause, geborgen und sicher.

Ein paar Stunden später nimmt alles wieder seinen geordneten Gang, der Anker wird gelichtet und die Fahrt über das Mittelmeer nach Europa beginnt. Nach kurzer Zeit ist von Afrika nichts mehr zu sehen. Es wird spürbar kühler. Am nächsten Tag erkennen wir die griechische Insel Gávdlhos und sehen in der Ferne ein paar Schneeberge auf Kreta.

Nun ist es nicht mehr weit bis Italien. Am 04. April nachmittags kommt der Lotse an Bord und geleitet uns durch die Straße von Messina, die wir aber bestimmt auch ohne fremde Hilfe gestemmt hätten. Auf der einen Seite Sizilien, auf der anderen das italienische Festland. Franziska schenkt dem Kapitän und uns bei ihrem letzten Abendessen an Bord jeweils eine Flasche Wein und überreicht einen lieben Abschiedsbrief. Später sehen wir die Insel Stromboli und den gleichnamigen Vulkan. Unser Captain entschuldigt sich, dass der Kurs ohne sein Wissen geändert wurde und der Krater, da auf der anderen Seite des Berges, nicht sichtbar ist.

Am nächsten Morgen erreichen wir Neapel. Nach dem Frühstück begleite ich Franziska von Bord. Als wir noch ein Foto vom Schiff versuchen, kommt ein Sicherheitsbeamter und wir müssen uns legitimieren. Dafür bringt er uns dann mit dem Auto zum Tor. Mit dem Taxi geht es ins Zentrum und dann wird wieder einmal Abschied genommen.


Procida und Neapel

Unser Taxifahrer wittert wohl ein gutes Geschäft, denn er meint, die Anlegestelle zur Insel befände sich eine halbe Fahrstunde entfernt. Aber sie liegt gegenüber dem Café, wo wir uns getrennt haben. Vor Jahren war ich einmal hier und an einen so weit entfernten Fährhafen hätte ich mich bestimmt erinnert.

Es gibt verschiedene Anbieter, ich wähle die Fast Ferry, habe aber noch genügend Zeit, endlich mal wieder den Blog hoch zu laden. Nach so langer Zeit auf See habe ich einfach keine Lust auf hektischen Großstadtlärm. 45 Minuten dauert die Überfahrt. Zahlreiche Segelboote sind unterwegs. Leider fängt es an zu regnen. Die Insel im Golf von Neapel ist etwa 4 Quadratmeter groß und wird von etwa 10.000 Menschen bewohnt. In den Sommermonaten zwischen Juni und Oktober ist sie dank des mediterranen Klimas ein beliebter Ferienort. Es ist Sonnabend und zur Feier des Tages bestelle ich mir Spaghetti Napoli, einen Salat und einen köstlichen Rotwein aus der Region. Danach lasse ich mich einfach treiben, immer den Vesuv vor Augen, gehe ins Zentrum und trinke hier und da einen Kaffee.

Zurück in Neapel schlendere ich zur Altstadt und lande schließlich an der Piazza del Plebiscito, dem monumentalsten und zentralsten Platz der Stadt. Er wird von zwei Reiterstandbildern geschmückt. Unzählige Menschen sind unterwegs, auf den Straßen ist fast kein Durchkommen möglich. Musiker und Pantomimen wittern ihr Geschäft. Zum Abendessen besuche ich ein Ristorante, es ist über einem Stripladen angesiedelt. Zum Schluss erhalte ich, warum auch immer, einen Digestif auf Kosten des Hauses und werde mit Handschlag verabschiedet.

Wieder auf dem Frachter, lerne ich auch die Ehefrau des Kapitäns kennen, sie ist in Neapel zugestiegen. Dann setzt sich das Schiff in Bewegung. Auf der Backbordseite können wir die Insel Capri erkennen, Ischia liegt steuerbord. Auch Procida kommt nach kurzer Zeit hinter einer Landkrümmung ins Bild. Barbara und Hans hatten den gestrigen Tag zu einem Ausflug nach Pompeji genutzt, sind aber nicht ganz begeistert, was ich nicht verstehe. Mir hat diese Stätte vor Jahren sehr gut gefallen. Sie wären im Nachhinein lieber nach Capri gefahren.

Nun ist er da, der letzte Abend an Bord. Etwas schwermütig, schließlich neigt sich ein viele Jahre gewachsener Lebenstraum dem Ende zu, gehe ich in die Offiziersmesse zum Abendessen. Der Kapitän spendiert eine Flasche Wein. Zum Sonnenuntergang steige ich ein letztes Mal auf die Brücke. Große Lücken auf der Ladefläche belegen, dass wir fast am Ziel sind.

Am nächsten Morgen erreichen wir Livorno, ich schnappe mir mein Gepäck, verabschiede mich von den vielen Begleitern der letzten drei Wochen und gehe von Bord. Barbara und Hans fahren bis La Spezia weiter, dem letzten Hafen dieser Reise.

Dieser Teil der Weltreise kann unter

https://www.youtube.com/watch?v=FxDbXeYkAlw&t=167s

bei Youtube angesehen werden. Viel Spaß dabei!

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