Mit Freu(n)den um die Welt
Osterinsel
Hanga Roa
Etwas müde besteige ich die Boeing 767 und genieße den Flug auf die Osterinsel, heute habe ich genug Platz. Neben mir sitzt ein Japaner und packt vorsorglich vier Bücher aus. Die von den Einheimischen Rapa nui, übersetzt entlegenster Flecken, genannte Insel im Südpazifik gehört politisch zu Chile. Über 3.500 Kilometer trennen sie vom Heimatland, bis Tahiti sind es rund 4.250 Kilometer. Ihren Namen erhielt die Insel vom holländischen Kapitän, der am Ostersonntag 1722 als erster Europäer das nur von Polynesiern bewohnte Eiland betrat. Drei Hauptvulkane bilden die als Dreieck aus dem Pazifik ragende Isla de Pascua, so die spanische Bezeichnung. Es heißt, dass es keinen Platz auf der Welt gibt, der weiter von einem anderen bewohnten Ort entfernt ist. Rund 5.800 Menschen wohnen auf der Insel. Wilde Pferde, Rindvieh und Schafe lassen es sich auf der grasbewachsenen Hügellandschaft gut gehen.
Mein Abholer verspätet sich etwas. Die Cabaña Manatea liegt etwas außerhalb des eigentlich einzigen Inselortes Hanga Roa, aber nur wenige Minuten vom Meer entfernt.
Neugierig mache ich mich auf den Weg und entdecke auch nach kurzer Zeit hinter dem Friedhof die ersten Moai im Tahai-Park, wie sie überlebensgroß die Grabanlage bewachen. Im Ort selber überrascht mich das Preisniveau, so teuer hatte ich es mir auf der Insel nicht vorgestellt. Unterwegs treffe ich ein Paar aus Bremen und wir unterhalten uns einen Moment. Etwas Probleme bereitet mir das Handling des Geldautomaten der Banco Estado, glücklicherweise gibt es noch eine andere Bank im Ort.
Die wenigsten Häuser haben Internetverbindung und so suche ich mir manchmal ein Lokal, das diesen Kriterien nicht entspricht, um wenigstens die Emails zu lesen und natürlich auch, um den Blog weiter zu führen. Hin und wieder bin ich gezwungen, in ein relativ teueres Internetcafé zu gehen.
Im Hotel ist ein Rumäne abgestiegen. Er fragt, ob wir nicht gemeinsam ein Auto mieten wollen. Aber ich hatte im Hotel schon nach einer Rundfahrt gefragt. Am nächsten Morgen werde ich früh vom Krähen der Hähne geweckt. Ein Taxi hupt und der Fahrer offeriert mir sein Angebot für eine Inselrundfahrt, aber es ist mir eindeutig zu teuer und Silvio, der Rumäne, hat keine Lust, sich mir anzuschließen. Er meint vielmehr, dass auch die Frau, die uns vom Flughafen abgeholt hat, ein interessantes Angebot habe.
So gehe ich in den Ort zum Frühstücken und beobachte anschließend ein paar Schildkröten, wie sie sich im seichten Wasser aufhalten und manchmal nach Luft schnappen. Hin und wieder überrascht ein heftiger Regenschauer. Im wunderbar klimatisierten Büro des Telefonanbieters Entel lese ich kostenlos meine Nachrichten auf dem Handy.
Später entscheiden wir uns, doch eine Rundfahrt mit Yvonne einzugehen, aber es kostet denselben Preis. Gut, jetzt sind wir halt zu zweit. Für den Nationalpark sind 60 US-Dollar zu entrichten, allerdings für mehrere Tage und Eintritte gültig.
Inselrundfahrt
Wir fahren die interessantesten Punkte an und ich bin wirklich überrascht und angetan, was auf dieser kleinen Insel alles zu sehen ist. Yvonne, unsere charmante Fahrerin, ist sehr kundig, leider erklärt sie nur in spanischer Sprache. Silvio spricht wenig Spanisch, meint aber, als Rumäne alles zu verstehen, weil sich die Sprachen halt ähneln.
Trotz umfangreicher Forschung ist Alter und Zweck der Steinskulpturen noch immer umstritten. Wahrscheinlich stellen sie Häuptlinge und Ahnen dar und bilden ein Bindeglied zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt. Die individuell unterschiedlich aussehenden Moai verfügen alle über einen überdimensional langen Kopf, der ein Drittel der Figur einnimmt. Am Bauchnabel enden die Statuen.
Jetzt bei der Rundfahrt sehe ich erst, wie übersichtlich die Insel doch ist. Kühe, aber auch wilde Pferde, laufen über die Straße zu ihren Weideplätzen. Die Versorgung der Bewohner ist gar nicht so einfach, da kein großer Hafen vorhanden ist. Die Güter werden mit Flugzeugen angeliefert oder mit Schiffen, wobei die Ladung dann auf kleinen Barkassen an Land gebracht wird. Dafür kann sich Rapa Nui aber mit einem Riesenflughafen brüsten. Die Start- und Landebahn verläuft praktisch über die ganze Insel und wurde in dieser Länge speziell für die amerikanischen Space Shuttles gebaut.
Als ersten Punkt steuern wir Rano Raraku an. Hier muss unser Ticket vorgezeigt werden. Im Reiseführer wird dieser Ort auch als bekanntester Steinbruch der Welt oder Moai-Werkstatt bezeichnet. Über 400 bis zu 250 Tonnen schwere Statuen sind zu sehen, davon ist eine 23 Meter hoch. Die nicht so gut ausgefallenen Exemplare liegen auf der anderen Seite des Berges. Eine Statue aus Neuseeland steht nicht aufrecht, sondern sitzt. Man hat den Eindruck, dass sie sich gerade auf dem stillen Örtchen befindet. Silvio bittet mich häufig darum, ihn zu fotografieren. Trotz der Hitze hat er sich ein langärmliches Hemd und eine lange Hose angezogen.
Bevor wir zum Vulkan heruntersteigen, haben wir einen wunderbaren Blick auf Tongariki. Die Kraterlandschaft ist nicht so spektakulär und so kehren wir nach kurzer Zeit zum Auto zurück. Pferde grasen auf dem Parkplatz, für Toilettennutzung wird eine Gebühr erhoben, was ich angesichts des doch hohen Eintrittspreises überhaupt nicht begreifen kann.
In Tongariki stehen die Moai direkt am Meer, ihre Gesichter sind aber dem Ozean abgewandt. Nur noch eine Statue trägt eine Kopfbedeckung, die anderen in rot gehaltenen "Mützen" liegen nebenan auf Lager. Eine durch Erdbeben ausgelöste Flutwelle zerstörte 1960 die gesamte Ahu Tongariki innerhalb von Sekunden, sowohl die Zeremonialplattform als auch die Moai. Im Jahr 1993 wurde mit der Restaurierung begonnen, ein Baukran aus Japan leistete dabei wertvolle Hilfe. Diese 15 Skulpturen gehören zu den Höhepunkten der Inselrundfahrt.
Es regnet leider, als wir an der vielleicht schönsten Stelle der Isla Pascua ankommen, in Anakena. Silvio bleibt aus mir unverständlichen Gründen im Auto sitzen. Yvonne und mir macht das Wetter nichts aus. Ein wunderbarer weißer Strand erstreckt sich vor uns und davor der Ahu Nau Nau mit sieben Moai, etwas entfernt der Ahu Ature Huki mit einer Steinstatue. Trotz der ungemütlichen Begleitumstände sind wir längst nicht die einzigen Gäste.
Dann erreichen wir die letzte Stätte der Rundreise, nämlich Ahu Akivi. Hier schauen die sieben Statuen zum Meer und nicht, wie bisher gesehen, schützend ins Land. Später auf der Rückfahrt steigt eine Freundin von Yvonne zu uns und die beiden Frauen unterhalten sich in der Rapa Nui-Sprache. Unsere Fahrerin scheint jeden auf der Osterinsel zu kennen.
Hanga Roa und Umgebung
Alle Taxis tragen eine hieroglyphenähnliche Beschriftung mit Bildsymbolen. Bei Miro, einer angenehmen Bar mit WiFi, versuche ich, Kommentare und Bilder im Blog hochzuladen. Aber nur mein Handy kann sich ins Internet einwählen, mit dem Netbook habe ich hier keinen Erfolg. Das Downloaden ist schon ein kleines Problem, man braucht Zeit und ganz viel Geduld.
Abends schaue ich mir einen kleinen Moment die Folkloredarbietung im Vai le mihi von draußen an und gehe dann weiter zum Strand. Hier findet an diesem Wochenende das 3. Festival de niños y jovenes statt. Die ebenfalls folkloristischen Tänze und Gesänge gefallen mir gut und ich sehe eine Weile zu.
Am nächsten Tag hat ein Kreuzfahrtschiff im Hafen angelegt hat. Jetzt kommt Schwung in die Sache. Viele Busse werden benötigt, schließlich müssen einige hundert Personen um die Insel gefahren werden. Auch die Verkaufsstände im benachbarten Tahai-Park haben sich verdoppelt und die Verkäuferinnen strahlen mich an. So habe ich sie an den ersten Tagen nicht erlebt. Ansonsten lasse ich es wieder mal ruhig angehen. Im Supermarkt versorge ich mich mit Lebensmitteln und Getränken, die ich in der Küche des Hotels im Kühlschrank lagern kann. So entgehe ich wenigstens ein paar teueren Mahlzeiten im Restaurant. Allerdings ist eine vormittags frisch gekaufte Banane am Abend schon faul, habe ich da etwas übersehen?
Zum Sundowner zieht es mich in eine Strandbar. Auf der einen Fensterseite erlebe ich einen wunderbaren Sonnenuntergang, auf der anderen beobachte ich Riesenschildkröten im Wasser. Man kann sie gut erkennen und immer wieder wird ein Kopf zum Luftschnappen hinausgestreckt. Aktuelle Emails kann ich ein paar Häuser weiter öffnen und lesen. Eine sympathische Kellnerin, die einige Jahre in Australien gejobbt hat, sucht das Gespräch und so bleibe ich wesentlich länger als geplant. Den Rest des Abends unterhalte ich mich mit der Bedienung im Miro. Beide Frauen sprechen ein gutes Englisch und sind sehr an europäischen Gebräuchen und Gewohnheiten interessiert. Danach geht es ausnahmsweise mit dem Taxi zurück. Ein kleiner niedlicher Hund, ich nenne ihn Amigo, wartet am Hofeingang und wedelt freudig mit dem Schwanz, als er mich sieht. Yvonne meint, er sei zugelaufen und erst seit ein paar Tagen auf dem Gelände.
Heute ist Sonntag, den ich mit einem erfrischenden Bad im Ozean beginne. Zurück im Hotel fragt mich Héctor, ein sympathischer Mann aus Chile, berufstätig in Kambodscha und liiert mit einer Slowakin, ob ich ihn und seinen in Santiago wohnenden Sohn Cristobal nicht begleiten möchte. Natürlich stimme ich sofort zu.
Sie haben einen älteren roten Suzuki-Jeep gemietet. Wir fahren zuerst nach Anakena, zu dem Ort, den wir vor einigen Tagen im Regen erlebt hatten. Heute verhält es sich anders, es ist halt im wahrsten Sinne des Wortes Sonntag. Natürlich widmen wir uns zunächst den Moai, streben dann aber zum weißen Bilderbuchstrand und werfen uns in die Fluten. Später beim Sonnenbaden am Strand beobachte ich einen Mann, der die Palme hinaufklettert und Kokosnüsse pflückt. Ein Sonntag, wie er im Buche steht.
Nach kurzer Erfrischungspause, in der eine hübsche, mit einer Blume am Ohr geschmückte, Bedienung Wert darauf legt, mit Señorita und nicht mit Señora angesprochen zu werden, fahren wir zum Gipfel des Vulkans Ranu Kau und genießen den Blick auf den mit Wasser gefüllten Krater. Die herrliche Aussicht auf die Umgebung überwältigt mich.
Zum Schluss besuchen wir noch eine mit alten Zeichnungen versehene Höhle. Danach begebe ich mich zum schon geschlossenen Internetcafé und kann dort draußen vor dem Eingang tatsächlich Signale empfangen und die Emails auf dem Handy lesen. Dabei sehe ich, wie zwei Männer in Handschellen von der Polizei abgeführt und auf die Wache gebracht werden. Später esse ich in einem Restaurant direkt am Ozean und beobachte dabei eine Schildkrötenfamilie.
Abends unterhalte ich mich mit Héctor und Cristobal auf der Veranda unserer Cabaña, der niedliche kleine Hund und eine Katze leisten uns dabei Gesellschaft. Lange Schneckenkränze zieren die offenen Wände.
Es ist so friedlich hier. Acht Hühner, zwei Hähne, eine Katze, zwei große Hunde, mein kleiner zugelaufener Freund, das rauschende Meer ..., die Schilder mit Tsunami-Fluchtwegen passen eigentlich gar nicht hierher in diese andächtige Umgebung. Den Vormittag brauche ich, um die restlichen Pesos in Dollar zurückzutauschen. Und das ist Schwerstarbeit. Beide inselansässigen Banken tauschen nur umgekehrt, also Dollar in Pesos. Der Rücktausch ist nur Einheimischen vorbehalten und bei der Santander-Bank auch nur bis 11.00 Uhr vormittags - wegen der Abstimmung mit dem Haupthaus in Santiago. Also schickt man mich zu einem Touristenladen, dort wird es schon gehen. Von wegen, dieselbe Argumentation. Aber bei der einzigen Tankstelle soll es möglich sein.
Héctor gibt mir seine Autoschlüssel und ich fahre hin. Natürlich funktioniert es hier auch nicht. Etwas verärgert frage ich, warum um Himmels Willen alles so kompliziert ist und erhebe möglicherweise meine Stimme etwas. Ein älterer Herr mischt sich ein, stimmt meinen Argumenten zu - und zückt sein Portemonnaie. Freudig nehme ich die 100 Dollar in Empfang und bedanke mich herzlich.
Héctor und Cristobal wollen nach Tongariki und fragen, ob ich mich ihnen anschließen möchte. Aber gerne doch. Zuerst aber lunchen wir in einem zentralen Lokal und trinken dazu erfrischenden Mote con Huesillo. Das Getränk besteht aus eingelegten Pfirsichen, gekochten Graupen und Orangensaft. Danach ändern wir den Plan geringfügig und steuern zunächst Rano Raraku an. Trotz aller Beteuerungen und Bitten wird es den beiden nicht gestattet, ohne Ticket in den Park zu gehen. Sie bieten Geld an und erklären, dass sie nur heute die Gelegenheit haben, aber die Dame bleibt stur. Ich hätte mit meiner noch gültigen Karte eintreten können. Also sehen wir uns die steinernen Zeitzeugen von draußen an und erreichen schließlich Tongariki. Cristobal ist sichtlich verärgert.
Bei der Weiterfahrt halten wir an einem Stein, mit dem man Töne erzeugen kann: Puo Hiro oder Hiro´s Trompete. Danach sehen wir uns Papa Vaka an und erkennen in die Steine gezeichnete oder geritzte Figuren. Héctor war als junger Mann öfter mit seinem Vater hier, hat die Moai damals erwandert und überrascht uns mit einem gehörigen Detailwissen. Und dann geht es für mich zum dritten Mal nach Anakena.
Auf der Rückfahrt halten wir an einer Stelle, wo man die riesige Start- und Landebahn zumindest erahnen kann - und dann heißt es wieder einmal Abschied nehmen.
Yvonne holt mich rechtzeitig ab und legt mir im Flughafen zum Abschied eine Girlande aus Schneckenhäusern um den Hals. Herzlich verabschieden wir uns. Das Einchecken am Counter geht zügig vonstatten und schon bald warten wir auf die Ansage zum Abflug. Aber es dauert. Irgendwann kommen Durchsagen in spanischer Sprache, die nichts Gutes verheißen und dann ist es Gewissheit: der Flug fällt aus, Gründe sind mir nicht bekannt. Das Personal kümmert sich ausschließlich um die Transitreisenden aus Santiago, ich werde, da schon einige Tage vor Ort, als Einheimischer behandelt und soll mich um den Transport und die Unterkunft für die Nacht selber kümmern. Da muss ich wohl wieder etwas energischer gesprochen haben, jedenfalls wird meine Bordkarte abgestempelt und mir, zusammen mit etwa 20 anderen Personen, ein Zimmer im Hotel Tupa zugewiesen. Der Shuttlebus wartet schon am Eingang.
Am nächsten Morgen sollen wir um 09.00 Uhr aktuelle Informationen erhalten, dann heißt es, wir müssen uns bis zum Mittag gedulden. Vamos a ver. Im Laufe des Nachmittags erfahren wir, dass der Weiterflug heute um 20.00 Uhr erfolgen soll. Der Flughafen Pape´ete ist angeblich wegen heftigem Taifun geschlossen. Gut für meine Urlaubskasse, schlecht für meine Planung. Zwei Tage wohnen und essen auf Kosten der chilenischen Fluggesellschaft hört sich nicht schlecht an, aber mein Aufenthalt in Französisch Polynesien ist eh schon knapp bemessen.
Wir erhalten Gutscheine für ein bestimmtes Restaurant und ich bin in Gesellschaft von reizenden Argentiniern. Die eine Frau kennt Warnemünde, sie arbeitet auf einem Kreuzfahrtschiff. Ein Mann, ebenfalls beim Lunch an unserem Tisch, plant eine Baltikumfahrt mit Ausflug nach Berlin und ist sehr an Fakten über die deutsche Hauptstadt interessiert.
Zurück im Hotel dann die Hiobsbotschaft, Abflug erst morgen. Also habe ich noch reichlich Zeit. Im Ort treffe ich auf Héctor und Cristobal, sie wundern sich sehr, als sie mich sehen. Abends in der Hotellobby wird nur gesurft oder gelesen, die Steckdosen für Handy, Laptop oder Tablet sind jedenfalls sehr begehrt und eine verbale Unterhaltung scheint es nicht mehr zu geben.
Am nächsten Spätnachmittag werden wir wieder abgeholt und zum Flughafen gefahren. Ich beeile mich und werde als erster in der Economy-Class abgefertigt. Dann unterhalte ich mich geraume Zeit mit einem französischen Lehrer, der allerdings schon mehrere Jahre an einer Schule in der Nähe von Tahiti tätig ist. Von ihm erhalte ich wertvolle Informationen für meine nächsten Ziele. Etwas Gedanken mache ich mir, dass ich keinen Ausreisestempel von Chile im Pass habe, denn als der Flugausfall kommuniziert wurde, war kein zuständiger Mitarbeiter mehr anwesend. Aber die Sorge ist unbegründet.
Beim Warten auf den Abflug spreche ich mit einem Ehepaar aus Schweden. Sie haben ein Fünf-Sterne-Hotel auf Bora Bora gebucht und bezahlt. Die Hoffnung, dass ihnen ein Teil des Geldes zurückgezahlt wird, haben sie aufgegeben. Andere meinen, die Erklärung mit dem Taifun könne nicht stimmen. Sie hätten mit Freunden in Pape´ete telefoniert und dort hätte es kein Unwetter gegeben. Handelt es sich etwa um einen Maschinenschaden, muss aus versicherungstechnischen Gründen etwas vertuscht werden? Ich weiß es nicht, und auch die chilenischen Mitreisenden haben keine Erklärung. Ein Australier hat gehört, dass mir ein Hotel zugewiesen wurde, obwohl ich nicht als Transitreisender gelte. Er fragt, wie ich es geschafft habe und ärgert sich, dass er viel Geld für die zusätzliche Übernachtung ausgeben musste.
Um es kurz zu machen, auch dieser Flug wird gecancelled und die gleiche Hektik wie vor zwei Abenden beginnt. Viele Fluggäste fragen nach einem besseren Hotel, ich begnüge mich mit dem Tupa und kann dann endlich in den Bus steigen. Meine Unterkunft wird als letzte bedient und ich wechsele vom Bus in den Pickup, der das Gepäck transportiert hat. Im Hotel fällt mir siedendheiß auf, dass ich mein Daypack beim Umsteigen vergessen habe. Mein Notebook ist darin, mein Ebook Reader und mein Schutzengel. Mit zitternder Stimme schildere ich mein Problem an der Rezeption. Ein paar Telefonate später wird mein Tagesrucksack geortet und ich gehe beschwingt zum Abendessen.
Ein Paar aus Deutschland sitzt schon im Restaurant. Schnell kommen wir ins Gespräch, sie haben dasselbe Problem wie ich, meinen aber, schon einen fünfstelligen Geldbetrag verloren zu haben. Zurück in Deutschland wollen sie anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen. Im Hotel unterhalten sich einige Mitarbeiterinnen in der Lobby. Sie haben sich hübsch mit einer Blüte im Haar geschmückt und laden mich zu Pisco Sour ein. Eine der adretten Damen nennt mir stolz das einzige deutsche Wort, das sie kennt: Gewürztraminer!?
Der nächste Tag vergeht wieder mit Hoffen und Warten. Im Hotel heißt es, dass wir heute statt mit der chilenischen Linie LAN mit Air Tahiti Nui fliegen werden. Also wieder zum Flughafen und anstellen zum Einchecken. Der freundliche Australier bedankt sich bei mir, denn er hat ebenfalls ein kostenloses Hotel nehmen dürfen. Strahlend erzählt er mir von seiner gerade beendeten Antarktisreise und zeigt stolz ein paar Fotos. Viele der Mitreisenden kommen mir bereits bekannt vor. Vom schon erwähnten Lehrer aus Frankreich erhalte ich einen Tipp zum Whale watching in Neuseeland.
Die Bordkarte wird nicht erneuert, aber die Platzangabe darauf stimmt nicht mehr, wir haben freie Sitzwahl. Nach einer unvorstellbar langen Wartezeit steigen wir endlich ins Flugzeug. Schnell belege ich einen Fenstersitz am Notausgang, so habe ich wenigstens wieder gute Beinfreiheit. Auf den Platz neben mir setzt sich eine Argentinierin. Ihre Kreuzfahrt hat schon begonnen, sie meint aber, dass sie morgen, wie auch immer, zum Schiff gebracht wird. Sie hat deutsche Vorfahren und bestellt aus Freude, dass es endlich losgeht, ein Glas Champagner.
Dieser Teil der Weltreise kann unter
https://www.youtube.com/watch?v=TGokJ0g9MIo&t=10s
bei Youtube angesehen werden, viel Spaß!